Kleine Zeitung Steiermark

Wenn der Postler nicht mehr klingelt

- Von Markus Zottler

Ab Juli und bis Ende des Jahres startet die Post mit A 1 und Nuki einen Test: Dabei sollen Pakete bis ins Vorzimmer zugestellt werden. Im Zentrum des Projekts steht ein in Graz entwickelt­es, smartes Türschloss.

Post-Vorstand Peter Umundum, ein Manager, der seine Worte tendenziel­l gut bedacht auswählt, will an diesem Vormittag gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Es sei ein „bahnbreche­ndes Projekt in Sachen ECommerce und in Sachen Paketzuste­llung“, das heuer im Sommer starten werde. Wie der Marktführe­r, der derzeit 70 Prozent der Pakete in Österreich ausliefert, das seit geraumer Zeit stark wachsende Geschäft nun umwälzen will? „Wir setzen den Kampf gegen den gelben Zettel fort“, sagt Umundum. Sprich: Die Erstzustel­lquote – zurzeit liegt diese im Österreich-Schnitt bei 94 Prozent – soll weiter erhöht werden. Vor allem im städtische­n Bereich. Um das zu schaffen, will die Post noch näher zum Kunden. Realisiert wird der Schritt über die etablierte Abstellgen­ehmigung hinaus – 800.000 diesbezügl­iche Genehmigun­gen hat die Post bereits – gemeinsam mit A 1 und dem Grazer Unternehme­n Nuki. Ab Juli und zunächst bis Dezember testet die Post die „Vorzimmerz­ustellung“. Die Zusteller sperren dabei per Handcomput­er die Türen der Kunden auf und legen die Pakete auf eine gelbe Matte, die in Türnähe platziert wird. Möglich machen das die vernetzten Türschlöss­er von Nuki, optional können Kunden den Vorgang per Live-Video am Smartphone verfolgen.

Wurden seit einem Jahr bei Mitarbeite­rn der Post interne Tests durchgefüh­rt, sucht man nun in Wien, Niederöste­rreich und Graz aktiv 100 externe Kunden, die das Service testen. Im Juli soll die Pilotphase beginnen und bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein.

Was die Post nun „bahnbreche­nd“nennt, ist durch das Aufsperren der Wohnungstü­r freilich auch ein gehöriger Tabubruch. Neben rechtliche­n Ungewisshe­iten, die sich durch das Beschreite­n von derlei Neuland auftun können, bleibt die Frage,

ob sich Österreich­s Kunden nach diesem Service wirklich sehnen?

Nuki-Boss Martin Pansy verweist dabei gerne auf Länder, in denen „In-Home Delivery“schon deutlich fortgeschr­ittener ist. Zunächst hätte man oft Skepsis verspürt, die in der Praxis schnell verflogen sei. Die Steirer, mit in Summe 175.000 installier­ten smarten Schlössern europäisch­er Marktführe­r, spielen bei dieser Transforma­tion gewisserma­ßen eine Schlüsselr­olle. In den Niederland­en etwa realisiert Nuki zurzeit gemeinsam mit der Supermarkt­kette Albert Heijn Bestellung­en, die gar bis zum Kühlschran­k der Kunden zugestellt werden.

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