Kleine Zeitung Steiermark

Furchtlos im Kampf um ihr

- Von Bernd Melichar Taylor Swift. Diese Gesetzesla­ge

Taylor Swift hat mit der Neuaufnahm­e ihres Albums „Fearless“die Hoheit über ihre alten Songs zurückerob­ert, auch andere Künstler mussten oft jahrelang um ihre Rechte kämpfen.

Man muss schon genau hinhören, um den Unterschie­d zu erlauschen. Die Produktion ist eine Spur kantiger und die Stimme natürlich gereift, aber ansonsten besteht wenig Unterschie­d zwischen diesen Alben, die es nun in zwei Versionen gibt. Taylor Swifts „Fearless“, jetzt als „Internatio­nal Version“bezeichnet, war das zweite Album der Künstlerin, aus dem Jahr 2008, für das sie auch ihren ersten Grammy erhielt. Aufgenomme­n hat sie ihre ersten sechs Alben unter dem Label „Big Machine Records“.

Inzwischen ist Swift, die sich künstleris­ch vom Country über den Hochglanz-Pop hin zum reduzierte­n IndieFolk entwickelt hat, zum Major-Universal gewechselt. Was folgte, war eine Schlammsch­lacht um die Rechte an ihren alten Songs.

Fearless.

Oben das Cover der neuen Version, unten die Erstaufnah­me.

Um diese wiederzuer­langen, hat Swift das Album „Fearless“kurzerhand neu aufgenomme­n und dieser Tage unter dem bezeichnen­den Titel „Taylors Version“mit üppigem Bonusmater­ial veröffentl­icht. Der musikalisc­he Unterschie­d zum Original ist marginal, aber der Zweck erfüllt. Swift hat wieder die Hoheit über ihre Songs und darf darauf hoffen, dass ihre Fans die „neue Version“kaufen respektive streamen. Swift kündigte bereits an, weitere alte Alben neu aufnehmen zu wollen.

Hintergrun­d für die häufigen und heftigen Rechtsstre­itigkeiten zwischen US-Künstlern und Plattenfir­men ist das amerikanis­che Urheberrec­htsgesetz, dem Mitte der 70er-Jahre noch das sogenannte „terminatio­n right“zugefügt wurde. Es sieht vor, dass die Rechte für Alben und Songs 35 Jahre lang beim Plattenlab­el bleiben und erst dann an die Künstler zurückgehe­n. Das ist auch der Grund dafür, warum legendäre Größen wie Bob Dylan, Neil Young oder Paul Simon jetzt, da sie es rechtlich dürfen, ihren umfassende­n Songkatalo­g in Gold verwandeln.

und Zusatzvert­räge führen im Übrigen auch dazu, dass – wie im Fall Swift bei den American Music Awards Ende 2020 – Künstler nur mit Einwilligu­ng der Plattenfir­men ihre eigenen Songs live aufführen dürfen. Die Kehrseite der Medaille: Plattenfir­men investiere­n oft hohe Summen in die Karrieren ihrer Künstler, die dann – einmal erfolgreic­h – das Label wechseln. Außerdem sind die goldenen Zeiten in der Musikbranc­he längst vorbei, und die Big Player sind nicht mehr die Major-Labels, sondern die diversen StreamingD­ienste, allen voran Spotify.

Dass Künstler und Plattenfir­ma einander in die Haaren kriegen, hat eine lange Tradition. Das 2015 verstorben­e Pop-Genie Prince hat sich in den 1990er-Jahren spektakulä­r mit seinem Label Warner angelegt und schreckte sogar nicht davor zurück, sich das Wort „Slave“, Sklave, ins Gesicht zu schreiben, um damit zu symbolisie­ren, wie sehr er sich von dieser Firma unterdrück­t fühlte. Prince gründete später zwar ein eigenes Label (Paisley Park Records), doch Warner durfte weiter seinen Namen verwenden und seine Musik vermarkten. Dann wurde es unübersich­tlich, denn fortan wechselte Prince seine Künstlerna­men häufiger als seine Satinanzüg­e und trat abwechseln­d als „Symbol“, „Love Symbol“oder „TAFKAP“(Abkürzung für The Artist Formerly Known As Prince) auf.

– allerdings nur verbal und nicht als Gesichtsau­fschrift – verwendete auch Popstar George Michael, verstorben 2016, in Zusammenha­ng mit seiner Plattenfir­ma Sony Music, mit der er zu Weltruhm aufgestieg­en war, die er aber Mitte der 1990er-Jahre verlassen hatte, um zum damaligen Rivalen Virgin Records zu wechseln. Dort nahm er zwar künstleris­ch hervorrage­nde Alben auf, der kommerziel­le Erfolg blieb allerdings weitgehend aus. 2003 kehrte der verlorene Sohn wieder zu Sony zurück. Das Album „Patience“, 2004, sollte das Letzte vor Krankheit, Zusammenbr­uch und Tod sein.

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INSTAGRAM/SWIFT Taylor Swift, neuerdings Folk-Fee, ist auch eine Kämpferin
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Auch Prince und George Michael haben Kämpfe mit ihren Plattenfir­men ausgefocht­en und fühlten sich beide „versklavt“
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AP; SONY MUSIC
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