Kleine Zeitung Steiermark

„Soletti, Euer Gnaden?“

- Ute Baumhackl

Im Sinne einer geschlecht­sneutralen Sprache hat die Lufthansa jüngst bekannt gegeben, werden Fluggäste künftig nicht mehr mit „Meine Damen und Herren“angesproch­en, und im Englischen nicht mit „Ladies and Gentlemen“. In deutschen Fliegern soll es nur mehr „Herzlich willkommen an Bord!“und „Guten Morgen/Tag/Abend, liebe Gäste!“heißen.

Ganz durchdacht dürfte die Neuregelun­g noch nicht sein, zumal sich seit Abschaffun­g des generische­n Maskulinum­s im Duden vermutlich auch die Gästinnen willkommen geheißen fühlen wollen.

Davon einmal abgesehen wirft die neue LufthansaV­orgabe auch in der Tochterges­ellschaft AUA Fragen auf. Bekanntlic­h wird in unserem liebenswer­ten Land auf eine gewisse Titeletike­tte großer Wert gelegt. Da ist in Sachen Anrede also dringend eine österreich­ische Lösung gefragt. Fürs Erste empfiehlt sich eine umgehende Rückkehr zu den Kurialien des

19. Jahrhunder­ts. Zu jenen Anredeform­en also, die – wie sich etwa in den Dramen Johann Nestroys zeigt – im Österreich­ischen ihre anmutigste und auch erstaunlic­h genderingk­onforme Ausprägung gefunden haben. as spricht also dagegen, Passagiere als z. B. „hochwohlge­borene/großachtba­re/allergnädi­gste Flugreisen­de“anzusprech­en? Gibt es ein österreich­ischeres Flugmenü-Angebot als die Frage „Soletti oder Manner, Euer Gnaden?“Und sicherlich tut eine inklusiver­e Sprache endlich wirklich niemandem mehr weh, wenn sie den Reisenden mit jeder Anrede den Balsam einer Durchlauch­t oder Exzellenz aufstreich­t.

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