Kleine Zeitung Steiermark

So sahen Roms mächtige Cäsaren wirklich aus

- Von Simon Rothschedl

Zweitausen­d Jahre nach ihrem Tod lässt ein junger Spanier die römischen Imperatore­n so realistisc­h wie nie wiedererst­ehen.

Sie geboten einst über ein riesiges Imperium, entschiede­n über Leben und Tod: Die Macht der römischen Cäsaren war nahezu unbegrenzt. In unserer Vorstellun­g sind sie als Marmorbüst­en abgespeich­ert – leblos, kalt und unmenschli­ch. Obwohl die steinernen Skulpturen als durchaus zutreffend gelten – einige von ihnen wurden bereits zu Lebzeiten angefertig­t –, sind sie idealisier­t und abstrakt. Weil den spanischen Bildhauer Salva Ruano als Kind die „arrogante Figur“des Gaius Julius Caesar in den Asterix-Comics ungemein fesselte, machte er es sich zur Aufgabe, dem von Mythen umwobenen Diktator und den späteren antiken Kaisern neues Leben einzuhauch­en. „Aus der Neugierde, etwas über das antike Rom zu erfahren, entwickelt­e sich eine Sucht. Ich habe nie mehr aufgehört, darüber zu lesen und zu lernen“, sagt Ruano.

Getrieben von seiner Faszinatio­n stellte er sich immer wieder vor, wie die Herrscher wirklich ausgesehen haben könnten. Mittels der Darstellun­gsform der hyperreali­stischen Bildhauere­i, bei der auf Wachsbasis die Gesichter der Statuen rekonstrui­ert werden, erweckte der junge Künstler die antiken römischen Cäsaren wieder zum Leben, „als würde man sie direkt vor sich haben“.

Die von Ruano gewählte Me

Er kam, sah und siegte: Julius Cäsar wirkt in der Rekonstruk­tion des spanischen Künstlers Salva Ruano ungemein charismati­sch, Caligula und Nero dagegen

weniger

ist aufwendig. Um den hyperreali­stischen Effekt zu erzielen, werden die Skulpturen zunächst aus Silikonabg­üssen geformt und dann um die feinen Gesichtszü­ge, um Farbe und um echte menschlich­e Haare ergänzt. Der Künstler näht dabei jedes Haar in Kleinstarb­eit einzeln ein, stutzt und stylt es. Seine Rekonstruk­tionen erstellt Ruano auf Grundlage von Marmorbüst­en, Abbildunge­n auf Münzen und detailgetr­euen Beschreibu­ngen der Cäsaren.

Da die Imperatore­n ihre Bildthode nisse zum Teil selbst beauftragt­en, sind die Statuen ganz nach ihrem Geschmack und ihren Vorstellun­gen. Machtvoll und erhaben wirken sie, nicht selten ziert das Haupt ein Lorbeerkra­nz. Diese Illusion makelloser Antlitze durchbrich­t Ruano im Fall von Julius Cäsar (100 bis 44 vor Christus) allerdings mit seiner Darstellun­g des Diktators als Mann mittleren Alters mit Geheimrats­ecken, ergrautem Haar und Krähenfüße­n.

Die Aura, die ihn umgibt, wirkt aber nicht minder ausdruckss­tark. Der Machthunge­r und der unbedingte Wille zu herrschen, sind omnipräsen­t. Auf seiner Webseite (www.cesaresder­oma.com) erklärt der Künstler: „Es geht nicht darum, Marmorskul­pturen zu betrachten oder uralte Geschichte­n zu lesen, die uns keine Empathie empfinden lassen. Es geht darum, eine Erfahrung zu machen, bei der man gleichzeit­ig fühlt und lernt.“Der junge Spanier ist überzeugt davon, dass man die Geschichte der Antike und der römischen Cäsaren besser und leichter versteht, wenn das Wissen über sie über eine menschlich­ere, modernere und wirklicher­e Wahrnehmun­g von ihnen transporti­ert wird.

Und so kann man 2000 Jahre nach ihrem gewaltsame­n Tod nun auch Caligula (12 bis 41) und Nero (37 bis 68) fast wie in natura bestaunen. „Ich will ihnen eine Seele geben. Denn nicht alles endet mit der einfachen Skulptur“, sagt Ruano über „seine“Cäsaren.

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