Kleine Zeitung Steiermark

Einmal Umbau und zurück

- Von Ulrich Dunst

Es gibt Geschichte­n, die eine lange Vorgeschic­hte haben. Wie jene der Mautstelle Gleinalm auf der A 9. Über die Jahre wurden die Spuren zu eng für heutige Automaße. Und es gab Staus, weil Autofahrer ohne Jahreskart­e vor geschlosse­nen Schranken standen. Dann wurde umgebaut, Schranken teils entfernt. Im September 2020 wurde eröffnet. Und jetzt das. Man sehe sich aufgrund der Erfahrunge­n der ersten Monate gezwungen, Teile des Mautstatio­n-Systems wieder rückzubaue­n bzw. so zu bauen wie jenes vor dem Bosrucktun­nel, verkündete am Dienstag die Asfinag. Aber warum?

Seit September war es so, dass für Jahreskart­enbesitzer der Gleinalmtu­nnel-Maut sowie für solche, die vorab ein Ticket gelöst haben, zwei grüne Fahrspuren ohne Schranken zur Verfügung standen. Alle anderen wurden über Hinweissch­ilder (die Strecke wurde regelrecht zugepflast­ert) gebeten, rechts bei den Mautkabine­n (hier blieben die Schranken) ein Ticket zu kaufen. Nur: 100-prozentig funktionie­rt hat das nicht.

Die Zahl jener, die ohne Ticket (absichtlic­h oder durch Unwissen) durch die zwei schrankenl­osen grünen Spuren fuhren, blieb konstant hoch. Sie erhalten eine Ersatzmaut­forderung von 120 Euro. „Im ersten Halbjahr hatten wir bei 2,8 Millionen Durchfahrt­en vor dem Gleinalmtu­nnel 20.000 Ersatzmaut­forderunge­n. Das sind viermal so viele wie vor der Mautstelle Bosrucktun­nel“, sagt AsfinagPro­kurist Stefan Zangerle.

Bei vielen ausländisc­hen Ticketsünd­ern war es zudem aufgrund fehlender bilaterale­r Abkommen schwer, die 120 Euro einzukassi­eren. Laut Zangerle „trifft mit 51 Prozent der Großteil der Ersatzmaut­forderunge­n aber ohnehin Österreich­er“.

Die erst im Vorjahr runderneue­rte Mautstelle Gleinalm muss wieder umgebaut werden. Zu viele fuhren ohne Ticket durch.

Ab heute wird daher umgebaut. Der Schranken kommt aber nicht zurück. „Sonst schaffen wir die Frequenz nicht“, heißt es bei der Asfinag. Aus zwei grünen Spuren wird aber nur noch eine baulich abgegrenzt­e. Am Ende soll die Spurführun­g aussehen wie beim Bosrucktun­nel. Dort fahren Jahreskart­enbesitzer durch die ganz linke Spur und Lkw durch die ganz rechte – alle anderen gelangen „automatisc­h“zu den Mautka

binen mit Schranken. Es liege weniger am fehlenden Zahlungswi­llen, sondern eher daran, dass das System am Bosruck besser von den Autofahrer­n verstanden werde.

Drohen wieder Staus? „Nein“, sagt Asfinag-Sprecher Walter Mocˇnik. Mit einer grünen Spur (1000 Fahrzeuge pro Stunde) und fünf Abfertigun­gsspuren schaffe man ausreichen­de Frequenzen auch für Spitzentag­e. Die Umbauarbei­ten (Zangerle: „Sie sind nicht teuer, die Technik haben wir ja schon“) sind für zwei Wochen anberaumt.

Oben: Yasin fuhr falsch, zahlte aber dennoch. Unten: Die „Kassierin“Tanja Heindl

Ein anderes Problem betrifft Jahresmaut­kartenbesi­tzer: Im Gegensatz zu früher gibt es bei den „grünen Spuren“keine Anzeige mehr, wie lange die Jahreskart­e noch gültig sei. Seit September „übersahen“10.000 Jahreskart­enbesitzer das Ablaufdatu­m – sie konnten sich die 120 Euro Ersatzmaut im Kulanzweg zurückhole­n. Diese Lösung läuft aber Mitte September aus. Gültigkeit­sanzeigen gibt es künftig bei den Schrankens­puren, aber nicht in der „grünen“– das sei sicherheit­stechnisch bei Tempo 50 nicht möglich, so die Asfinag.

U

 ??  ??
 ??  ??
 ?? JÜRGEN FUCHS (3) ??
JÜRGEN FUCHS (3)
 ??  ?? Scannen Sie den QR-Code, um direkt zum Video von der Mautstelle zu kommen
Scannen Sie den QR-Code, um direkt zum Video von der Mautstelle zu kommen

Newspapers in German

Newspapers from Austria