Kleine Zeitung Steiermark

Vorwärts, rückwärts, seitwärts, Schluss

Der Verkehrsal­ltag an der Mautstelle Gleinalm ist nichts für schwache Nerven.

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nd plötzlich legt der holländisc­he Audi eine Vollbremsu­ng ein. Die Bremslicht­er leuchten hellrot im Kontrast zur grünen Fahrspur. Der junge Fahrer lenkt das Auto quer über alle fünf Fahrstreif­en nach rechts. Steigt aus, schaut unschlüssi­g zurück. Und geht mit der Geldbörse zum MautKassah­äuschen. Dort hat Tanja Heindl (sie schafft es im Ferialjob, bei bis zu 150 Autos pro Stunde die Gleinalmtu­nnelMaut zu kassieren) bereits ein Formular für ihn. Wer sich sofort meldet, zahlt 9,50 Euro Maut und keine Strafe. „Ich habe zu spät gemerkt, dass ich falsch durch die grüne Spur gefahren bin“, erzählt Yasin, der junge Fahrer aus Groningen. „Da zahle ich lieber gleich. Auch wegen des Karmas.“

Fahrer wie Yasin gibt es immer wieder, erzählt Mautstelle­nleiter Josef Stimec. Doch der überwiegen­de Großteil bemerkt es gar nicht, dass man falsch unterwegs war. 20.000

Ersatzmaut­forderunge­n (120 Euro) musste die Asfinag im ersten Halbjahr von der Mautstelle Gleinalm versenden, vor dem Bosrucktun­nel waren es nur 5000 – weshalb jetzt umgebaut wird (siehe links). „Unser Ziel war nie, Kunden zu strafen, sondern eine rasche und einfache Durchfahrt zu ermögliche­n“, sagt Asfinag-MautProkur­ist Stefan Zangerle.

Dass es Adaptierun­gen trotz eines regelrecht­en, auf den Ticketkauf hinweisend­en Schilderwa­ldes braucht, wird klar, wenn man das Geschehen vor der Mautstatio­n verfolgt. Binnen weniger Minuten sieht man einen Lkw-Fahrer, der mit tonnenschw­erem Sattelzug mitten auf der Autobahn zurückschi­ebt, weil er die falsche Spur nahm. Es gibt Dutzende im letzten Moment die Fahrspuren kreuzende Autos. Es gibt Vollbremsu­ngen und wenig freundlich­e Gesten. Aber es gab bis dato zum Glück keine schweren Unfälle. U. Dunst

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