Kleine Zeitung Steiermark

Die Bilanz einer langen Ibiza-Reise

- Von Veronika Dolna

Er sollte eigentlich klären, ob das Ibiza-Video nur eine „besoffene G’schicht“war, oder ob man unter türkis-blau Gesetze kaufen konnte. Zutage brachte der aufsehener­regendste U-Ausschuss der Geschichte ganz anderes.

Am letzten Befragungs­tag des U-Ausschusse­s werden keine Fragen mehr gestellt. Alle fünf geladenen Auskunftsp­ersonen haben abgesagt. Die Abgeordnet­en kommen trotzdem zusammen. Sie wollen wegen des Nicht-Erscheinen­s Beugestraf­en beantragen.

Nach 55 Befragungs­tagen geht heute der Ibiza-U-Ausschuss, der das Land mehr als ein Jahr beschäftig­t hat, zu Ende. Für die türkis-grüne Koalition war er eine massive Belastungs­probe. Bisher hat sie ihn überstande­n – sollte gegen Kanzler Kurz jedoch Anklage erhoben werden, könnte sich das ändern.

Ein U-Ausschuss ist ein politische­r Reinigungs­prozess.

Der ist allerdings noch lange nicht beendet. Die Diskussion über geleakte Akten wird weitergehe­n. Das politische Klima zwischen Opposition und Regierung, ÖVP und Justiz muss sich erholen.

Folgenlos darf der U-Ausschuss nicht bleiben. Einige Gesetzesvo­rhaben wurden bereits angestoßen, ein AntiGlücks­spielpaket gibt es bereits. Was dringend fehlt: mehr Transparen­z bei Parteienfi­nanzierung und eine neue Regelung für Ausschreib­ungen von öffentlich­en Vorstandsj­obs. Druck machen könnte das AntiKorrup­tionsvolks­begehren, das aus dem U-Ausschuss entstanden ist: 24.000 Menschen haben schon unterschri­eben.

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