Kleine Zeitung Steiermark

Fortsetzun­g des Suboptimal­en

- Ernst Sittinger

Das Erkenntnis des Verfassung­sgerichtsh­ofs, das die Beschäftig­ungsschran­ken für Asylwerber aufhebt, war kaum bekannt, da konterte Arbeitsmin­ister Martin Kocher schon mit einer hastigen Garantie: Man werde eine Neuregelun­g finden, die die bisher bestehende Praxis erhält.

Das überrascht und ist auch schade. Denn die bisherige Regel ist zum Teil suboptimal. Wenn sie einfach fortgeschr­ieben wird, vergibt man die Chance, es künftig besser zu machen. Ein wichtiger Teil des alten Systems soll natürlich trotzdem bestehen bleiben: Asylwerber dürfen nicht einfach den ohnehin angespannt­en Arbeitsmar­kt fluten und heimische Arbeitskrä­fte verdrängen. Darüber besteht hoffentlic­h Einigkeit.

Aber: Das AMS meldete zuletzt eine Rekordzahl von 109.000 offenen Stellen. Für viele finden sich auch bei fieberhaft­er Suche keine EUArbeitsk­räfte. Dass parallel dazu Zehntausen­de Asylwerber im besten Alter tatenlos herumsitze­n, ist ein himmelschr­eiender Missstand, der einem Arbeitsmin­ister eigentlich nicht wurscht sein kann. as zu tun wäre, gebietet der Hausversta­nd: Jeder vakante Arbeitspla­tz, für den sich länger als – sagen wir – neun Monate kein EUAnwärter findet, soll für Asylwerber geöffnet werden. Die nehmen dann erwiesener­maßen keinem Inländer den Job weg, erfahren aber plötzlich Wertschätz­ung und lernen, dass man auch bei uns für sein Geld arbeiten muss. Spricht da irgendetwa­s dagegen? Oder fehlen wieder einmal nur Mut und Wille?

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