Auch Skeptiker ließen sich spontan impfen
Groß war der Andrang beim ersten freien Impftag nur in der Früh. Fast die Hälfte der Vakzine blieb übrig. Aktion kommt wieder.
Die vielen bunten Regenschirme bilden an diesem Regentag einen angenehmen Kontrast zur Einheitsfarbe Grau. Inmitten der schier endlosen Warteschlange vor der Grazer Messe, die sich schon eine Viertelstunde vor Öffnung der Schleusen von der Stadthalle bis weit die Fröhlichgasse hinaufzieht, steht Mario Schuster unter seinem Hut mit überbreiter Krempe. Und verhehlt nicht, warum er sich beim ersten freien Impftag des Landes ohne Voranmeldung anstellt. „Ich halte nichts vom Impfen, aber jetzt wird einem das ja förmlich aufgezwungen. Die Testerei, wo sie dir mit dem Staberl bis ins Hirn fahren, nervt.“
Zur Auswahl für all die Spontan-Entschlossenen stehen an diesem Tag an den vier Impfstraßen Graz, Bruck an der Mur,
Mario Schuster: Impfen statt testen
und Premstätten die Vakzine von Johnson&Johnson und AstraZeneca. Und so wie Mario Schuster stellen sich hier fast alle schon so früh an, um ersteren Impfstoff zu erhalten – gilt man da ja schon mit einer Impfung als vollimmunisiert. „Ein Stich und a Ruh is“, so das häufig zu hörende Argument in der Warteschlange.
„Die Leute, die heute kommen, sind teilweise große Impfgegner, die nun aber mit einer Impfung eine Befreiung von so vielen Maßnahmen erzielen wollen“, erzählt später in einer Pause Tiziana Krakher, eine von 13 Ärztinnen und Ärzten, die an diesem Samstag in Graz impfen.
Aber es gibt auch andere Gründe. Verena Hofer etwa stellt sich in Gleisdorf um den „J&J“-Stich an, weil sich die Lage aktuell wieder so zuspitze. Indes hat es Larissa Neumann in Graz dezidiert auf AstraZeneca abgesehen. „Ich hole mir hier meinen Zweitstich. Die Aktion kommt mir zugute, weil ich meinen ursprünglichen Zweittermin wegen des Urlaubs nicht wahrnehmen könnte.“
Ab dem späten Vormittag ist an allen vier Impfstandorten von den morgendlichen WarteGleisdorf schlangen nichts mehr zu sehen. Dafür gibt’s an der Impfstraße Bruck bisweilen lange Gesichter. 20 bis 30 Jugendliche haben sich umsonst angestellt. Denn für unter 18-Jährige ist nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer zugelassen. Diesen will Wolfgang Wlattnig von der Impfkoordination des Landes so schnell wie möglich bei einer geplanten Wiederholung der Aktion anbieten, „um Jugendliche niederschwellig zu erreichen“. Bestenfalls sei das schon kommenden Samstag (auch an anderen Impfstraßen) möglich. Entschieden wird das am Montag. Obwohl am Ende des Tages nur die Hälfte der 5000 Impfdosen in den Oberarmen von Spontan-Entschlossenen landete (2256 von Johnson&Johnson sowie 401 von AstraZeneca), spricht Wlattnig von einem Erfolg: „Jede erfolgte Impfung ist eine gute Impfung, die hilft, die Pandemie zu bekämpfen.“