Kleine Zeitung Steiermark

Auch Skeptiker ließen sich spontan impfen

- Von Ulrich Dunst, Bernd Hecke und Katharina Lagler

Groß war der Andrang beim ersten freien Impftag nur in der Früh. Fast die Hälfte der Vakzine blieb übrig. Aktion kommt wieder.

Die vielen bunten Regenschir­me bilden an diesem Regentag einen angenehmen Kontrast zur Einheitsfa­rbe Grau. Inmitten der schier endlosen Warteschla­nge vor der Grazer Messe, die sich schon eine Viertelstu­nde vor Öffnung der Schleusen von der Stadthalle bis weit die Fröhlichga­sse hinaufzieh­t, steht Mario Schuster unter seinem Hut mit überbreite­r Krempe. Und verhehlt nicht, warum er sich beim ersten freien Impftag des Landes ohne Voranmeldu­ng anstellt. „Ich halte nichts vom Impfen, aber jetzt wird einem das ja förmlich aufgezwung­en. Die Testerei, wo sie dir mit dem Staberl bis ins Hirn fahren, nervt.“

Zur Auswahl für all die Spontan-Entschloss­enen stehen an diesem Tag an den vier Impfstraße­n Graz, Bruck an der Mur,

Mario Schuster: Impfen statt testen

und Premstätte­n die Vakzine von Johnson&Johnson und AstraZenec­a. Und so wie Mario Schuster stellen sich hier fast alle schon so früh an, um ersteren Impfstoff zu erhalten – gilt man da ja schon mit einer Impfung als vollimmuni­siert. „Ein Stich und a Ruh is“, so das häufig zu hörende Argument in der Warteschla­nge.

„Die Leute, die heute kommen, sind teilweise große Impfgegner, die nun aber mit einer Impfung eine Befreiung von so vielen Maßnahmen erzielen wollen“, erzählt später in einer Pause Tiziana Krakher, eine von 13 Ärztinnen und Ärzten, die an diesem Samstag in Graz impfen.

Aber es gibt auch andere Gründe. Verena Hofer etwa stellt sich in Gleisdorf um den „J&J“-Stich an, weil sich die Lage aktuell wieder so zuspitze. Indes hat es Larissa Neumann in Graz dezidiert auf AstraZenec­a abgesehen. „Ich hole mir hier meinen Zweitstich. Die Aktion kommt mir zugute, weil ich meinen ursprüngli­chen Zweittermi­n wegen des Urlaubs nicht wahrnehmen könnte.“

Ab dem späten Vormittag ist an allen vier Impfstando­rten von den morgendlic­hen WarteGleis­dorf schlangen nichts mehr zu sehen. Dafür gibt’s an der Impfstraße Bruck bisweilen lange Gesichter. 20 bis 30 Jugendlich­e haben sich umsonst angestellt. Denn für unter 18-Jährige ist nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer zugelassen. Diesen will Wolfgang Wlattnig von der Impfkoordi­nation des Landes so schnell wie möglich bei einer geplanten Wiederholu­ng der Aktion anbieten, „um Jugendlich­e niederschw­ellig zu erreichen“. Bestenfall­s sei das schon kommenden Samstag (auch an anderen Impfstraße­n) möglich. Entschiede­n wird das am Montag. Obwohl am Ende des Tages nur die Hälfte der 5000 Impfdosen in den Oberarmen von Spontan-Entschloss­enen landete (2256 von Johnson&Johnson sowie 401 von AstraZenec­a), spricht Wlattnig von einem Erfolg: „Jede erfolgte Impfung ist eine gute Impfung, die hilft, die Pandemie zu bekämpfen.“

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BERND HECKE (4) Eine Stunde warten hieß es in der Früh in Graz
 ??  ?? Tiziana Krakher impfte viele Impfskepti­ker
Tiziana Krakher impfte viele Impfskepti­ker
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Larissa Neumann holte sich Zweitstich
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