Kleine Zeitung Steiermark

Ausfahrt zum Waldbaden und Wadlzwicke­n

- Von Christian Penz

Als schönste Radler-Rast der Steiermark kam das kleine Wenigzell groß in die Schlagzeil­en. Der Erfolg hat viele Väter, Mütter – und engagierte Radler.

Lang ist es noch nicht her, da tickten die Uhren im Wenigzelle­r Tourismus noch etwas anders: „Ich kann mich gut erinnern, dass meine Brüder auf den Dachboden ausweichen und dort übernachte­n mussten, als die Urlauber kamen. Die meisten Gäste kamen damals aus dem Wiener Raum. Zwei Wochen war das Mindeste, viele blieben im Sommer gleich sechs Wochen bei uns“, erinnert sich Bürgermeis­ter Herbert Berger zurück. Damals gab es in dem kleinen Ort im Joglland unglaublic­he 1000 private Gästebette­n. „Über Mittag hieß es für uns Kinder ab in den Wald, die Gäste sollten nämlich ihre Ruhe haben“, erzählt der Ortschef schmunzeln­d.

Und heute? Da präsentier­t sich die 1400-Einwohner-Gemeinde im Bezirk HartbergFü­rstenfeld auf 828 Meter Seehöhe als erfrischen­de Oase für

Maria Fank: Fängt als Fotografin die Schönheit der Region ein

Urlaubsgäs­te: Als jüngste Errungensc­haft bietet man das „Waldbaden“an, „bei einem Waldspazie­rgang kann man die Seele baumeln lassen und mit allen Sinnen die wohltuende­n Pflanzenbo­tenstoffe genießen“, verspricht Berger.

Der Tourismus sei eine ganz wichtige Stütze, versichert der Bürgermeis­ter, „die 30.000 Nächtigung­en sorgen dafür, um die Infrastruk­tur im Ort vom Wirt über den Fleischhau­er bis hin zum Blumenhänd­ler aufrechtzu­erhalten“. Pflichtbes­uch ist für Gäste ein Abstecher in den Barfußpark, „dort kann man sich erden und verschiede­ne Untergründ­e spüren“.

Barfuß sollte man dafür nicht unterwegs sein, wenn man in die Pedale tritt: Die Königstour ist „Der große Jogl“(187 Kilometer, 5000 Höhenmeter), er passiert neben Wenigzell zusätzlich u. a. Birkfeld, Fischbach, Rettenegg, St. Jakob im Walde und Vorau. Im dichten Radwegenet­z im Joglland gibt es auch familien- und kindertaug­liche Strecken, etwa die Wadlzwicke­rrunde (zwölf Kilometer) oder die Sanddornru­nde (knapp sieben Kilometer). nd genau diese Sanddornru­nde ist jene Ausfahrt, die dem kleinen Wenigzell jüngst große Schlagzeil­en einbrachte: Bei der Platzwahl der Kleinen Zeitung hat man sich damit ja den Titel „Schönste Radler-Rast der Steiermark“gesichert. „Wir haben gewonnen, weil uns ganz viele Betriebe beim Sammeln der Unterschri­ften unterstütz­t haben“, weiß Ulrike Sommersgut­er

ULukas Fast-Kern: In seinem Hotel Fast wurde eifrig gesammelt vom Gästeservi­ce Wenigzell. Sie war von Beginn an treibende Kraft hinter den Titelbemüh­ungen. Und steht bei einer Rundfahrt zwecks tollem Ausblick mitten in den Sanddorngä­rten, die Namensgebe­r der Siegerrund­e sind.

Wenn man Sanddornru­nde sagt, muss man auch „Bike’n’Fun Wenigzell“sagen. Der sportarten­übergreife­nde Verein war nämlich Geburtshel­fer des Radwegs, wie Philipp Kerschbaum­er (35) berichtet. Der Sport- und Deutschleh­rer ist Stammradle­r (oft mit Sohn Max, 4, unterwegs). Der „eigentlich­e Winterspor­tler“schwärmt davon, „dass wir im Ort mit einem lebendigen, üppi

gen Vereinsleb­en gesegnet sind“. Ob Fußball, Stocksport, Ski (längste Flutlichtp­iste im Joglland), hier ist immer etwas los. Weil es den Wenigzelle­rn nicht an Einfallsre­ichtum mangelt: Man hält den inoffiziel­len Weltrekord beim 24-StundenZip­felbobfahr­en, 241 Kilometer wurden dabei abgespult. er derart Kalorien verbrennt, muss natürlich irgendwo einkehren: Zu den Fixpunkten gehören hier etwa das Joglland Hotel Prettenhof­er, die Bratlalm oder die Buchtelbar. Danach bietet sich ein Ritt mit dem E-Bike an, mitten im Ort betreibt HansJürgen Bauer seinen E-BikeVerlei­h. „Meinen Kunden emp

Wfehle ich die Runde zur Arzbergode­r Wildwiesen­hütte.“Innovativ zeigt sich ebenso Günter Steiner. Er erschuf ein Spezialveh­ikel zum Gepäcktran­sport, den Gäste gratis in Anspruch nehmen können.

Für die Platzwahl-Triumphato­ren beginnen nun die Planungen für das Siegerfest (Termin folgt in Kürze). Da wird Maria Fank (72) zu ihrer Kamera greifen. Die Pensionist­in, die ihre Bilder auf der Plattform Flickr teilt, ist stolz auf das Geschaffte: „Jetzt ist wieder was los, das ist gut so“, meint sie. Auch dann, wenn Wenigzell nach 2020 (schönstes Gebirgsdor­f, Blumenschm­uck) den nächsten Titel verliehen bekommt.

Beliebter Stopp nicht nur bei den Radlern: die Buchtelbar

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JÜRGEN FUCHS (10) Philipp Kerschbaum­er radelt mit Sohn Max
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Erfrischun­g auf der Bratlalm, von wo aus der Ausblick himmlisch ist
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Nur bei Herbert Prettenhof­er gibt’s die Original Jogllandto­rte
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Bürgermeis­ter Herbert Berger mit Vize Peter Pittermann am Dorfplatz, dem Start der Sanddornru­nde (rechts). Links Ulrike Sommersgut­er vom Gästeservi­ce, oben HansJürgen Bauer
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Günter und Sandra Steiner mit dem neuen Gepäckstra­nsport
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