Ausfahrt zum Waldbaden und Wadlzwicken
Als schönste Radler-Rast der Steiermark kam das kleine Wenigzell groß in die Schlagzeilen. Der Erfolg hat viele Väter, Mütter – und engagierte Radler.
Lang ist es noch nicht her, da tickten die Uhren im Wenigzeller Tourismus noch etwas anders: „Ich kann mich gut erinnern, dass meine Brüder auf den Dachboden ausweichen und dort übernachten mussten, als die Urlauber kamen. Die meisten Gäste kamen damals aus dem Wiener Raum. Zwei Wochen war das Mindeste, viele blieben im Sommer gleich sechs Wochen bei uns“, erinnert sich Bürgermeister Herbert Berger zurück. Damals gab es in dem kleinen Ort im Joglland unglaubliche 1000 private Gästebetten. „Über Mittag hieß es für uns Kinder ab in den Wald, die Gäste sollten nämlich ihre Ruhe haben“, erzählt der Ortschef schmunzelnd.
Und heute? Da präsentiert sich die 1400-Einwohner-Gemeinde im Bezirk HartbergFürstenfeld auf 828 Meter Seehöhe als erfrischende Oase für
Maria Fank: Fängt als Fotografin die Schönheit der Region ein
Urlaubsgäste: Als jüngste Errungenschaft bietet man das „Waldbaden“an, „bei einem Waldspaziergang kann man die Seele baumeln lassen und mit allen Sinnen die wohltuenden Pflanzenbotenstoffe genießen“, verspricht Berger.
Der Tourismus sei eine ganz wichtige Stütze, versichert der Bürgermeister, „die 30.000 Nächtigungen sorgen dafür, um die Infrastruktur im Ort vom Wirt über den Fleischhauer bis hin zum Blumenhändler aufrechtzuerhalten“. Pflichtbesuch ist für Gäste ein Abstecher in den Barfußpark, „dort kann man sich erden und verschiedene Untergründe spüren“.
Barfuß sollte man dafür nicht unterwegs sein, wenn man in die Pedale tritt: Die Königstour ist „Der große Jogl“(187 Kilometer, 5000 Höhenmeter), er passiert neben Wenigzell zusätzlich u. a. Birkfeld, Fischbach, Rettenegg, St. Jakob im Walde und Vorau. Im dichten Radwegenetz im Joglland gibt es auch familien- und kindertaugliche Strecken, etwa die Wadlzwickerrunde (zwölf Kilometer) oder die Sanddornrunde (knapp sieben Kilometer). nd genau diese Sanddornrunde ist jene Ausfahrt, die dem kleinen Wenigzell jüngst große Schlagzeilen einbrachte: Bei der Platzwahl der Kleinen Zeitung hat man sich damit ja den Titel „Schönste Radler-Rast der Steiermark“gesichert. „Wir haben gewonnen, weil uns ganz viele Betriebe beim Sammeln der Unterschriften unterstützt haben“, weiß Ulrike Sommersguter
ULukas Fast-Kern: In seinem Hotel Fast wurde eifrig gesammelt vom Gästeservice Wenigzell. Sie war von Beginn an treibende Kraft hinter den Titelbemühungen. Und steht bei einer Rundfahrt zwecks tollem Ausblick mitten in den Sanddorngärten, die Namensgeber der Siegerrunde sind.
Wenn man Sanddornrunde sagt, muss man auch „Bike’n’Fun Wenigzell“sagen. Der sportartenübergreifende Verein war nämlich Geburtshelfer des Radwegs, wie Philipp Kerschbaumer (35) berichtet. Der Sport- und Deutschlehrer ist Stammradler (oft mit Sohn Max, 4, unterwegs). Der „eigentliche Wintersportler“schwärmt davon, „dass wir im Ort mit einem lebendigen, üppi
gen Vereinsleben gesegnet sind“. Ob Fußball, Stocksport, Ski (längste Flutlichtpiste im Joglland), hier ist immer etwas los. Weil es den Wenigzellern nicht an Einfallsreichtum mangelt: Man hält den inoffiziellen Weltrekord beim 24-StundenZipfelbobfahren, 241 Kilometer wurden dabei abgespult. er derart Kalorien verbrennt, muss natürlich irgendwo einkehren: Zu den Fixpunkten gehören hier etwa das Joglland Hotel Prettenhofer, die Bratlalm oder die Buchtelbar. Danach bietet sich ein Ritt mit dem E-Bike an, mitten im Ort betreibt HansJürgen Bauer seinen E-BikeVerleih. „Meinen Kunden emp
Wfehle ich die Runde zur Arzbergoder Wildwiesenhütte.“Innovativ zeigt sich ebenso Günter Steiner. Er erschuf ein Spezialvehikel zum Gepäcktransport, den Gäste gratis in Anspruch nehmen können.
Für die Platzwahl-Triumphatoren beginnen nun die Planungen für das Siegerfest (Termin folgt in Kürze). Da wird Maria Fank (72) zu ihrer Kamera greifen. Die Pensionistin, die ihre Bilder auf der Plattform Flickr teilt, ist stolz auf das Geschaffte: „Jetzt ist wieder was los, das ist gut so“, meint sie. Auch dann, wenn Wenigzell nach 2020 (schönstes Gebirgsdorf, Blumenschmuck) den nächsten Titel verliehen bekommt.
Beliebter Stopp nicht nur bei den Radlern: die Buchtelbar