Kleine Zeitung Steiermark

100 Jahre Liebe zur Dorfschmie­de

Adolf Mandl (83) hat bei seiner Enkelin Anna (17) das Feuer fürs Handwerk entfacht.

- Von Christian Penz

Wenn der Wörschache­r von seinem Handwerk und aus seinem Leben erzählt, begleitet ihn stets ein verschmitz­tes Lächeln: „Wie die Zeit vergeht, mein letzter Lehrbua ist gerade in Pension gegangen“, sagt Schmied Adolf Mandl. Er hat ein derart jugendlich­es Auftreten, dass man ihm seine 83 Jahre nie und nimmer abnimmt. „Ich hab’ halt einfach darauf vergessen, alt zu werden“, begründet er.

1952 hat er die Lehre angefangen. Da hat ihn der Lehrherr bereits gewarnt: „Bua, du musst nach Amerika, da wirst als Hufschmied Millionär. Bei uns geht’s mit der Schmiedere­i zu

Ende.“Diese Warnung hat Adolf Mandl ignoriert. Er ging fünf Jahre nach Tirol, „da hab’ ich gesehen, dass ich leistungsf­ähig bin und dass ich mir eine Schmiede suchen muss“. 1973 ist er in Wörschach in sein heutiges Haus eingezogen. Seine Schmiede kannte man bald bis über die Ortsgrenze hinaus. Auch in Hallstatt, „der Wiege des Eisens“, wie Mandl sagt. Dort war er in den 1990ern nämlich Aushilfsle­hrer, „ich hab dort die Jugendlich­en mit der Schmiede konfrontie­rt“.

Zeitenwech­sel ins Jahr 2021: Am gleichen Standort in Hallstatt besucht Enkelin Anna Mandl (17) die HTBLA Hallstatt (Zweig Innenarchi­tektur). „Erst als ich in der Schule war, bin ich draufgekom­men, dass der Opa einen starken Bezug hierher hat“, erklärt die Schülerin. Ihr persönlich­er Bezug sollte sich noch weiter vertiefen, als Anna bei ihrem Opa ein Praktikum in der Dorfschmie­de absolviert­e. Dabei habe sie mehr als nur das Handwerk kennengele­rnt: „Jede kleinste Arbeit ist für meinen Opa etwas Bedeutsame­s. Das da ist für ihn nicht bloß ein Nagel, da ist etwas Spirituell­es drin“, deutet sie in die Schmiedewe­rkstatt. „In einer Welt von Fortschrit­t und Ideologie geht es darum, wie man sich selbst darin einfügt“, philosophi­ert Anna, „diesen Weg kann man auch als Querdenker gehen.“

Ein Querdenker sei Opa stets gewesen. Etwa bei seinem Lebensbaum, der immer weiter wächst und der aus mehr als 1000 Einzelteil­en besteht. Oder als er sich einen Sammlungsr­aum einrichtet­e. „Die Oma hat nur gesagt, der kostet mehr als die Einrichtun­g vom ganzen Wohnzimmer“, schmunzelt Anna. Die Sammlung im Haus (u. a. mit 250 Kerzenleuc­htern) soll ein ehrendes Gedenken an den verschwund­enen Alltag des Dorfschmie­des sein. Kunst und Techniken zeigen, die bis zu den Anfängen der Eisenkultu­r reichen. Oder wie Adolf Mandl sagt: „Es ist Musik, wenn am Amboss geklopft wird.“Er nutzt bewusst die Gegenwarts­form, denn: „Mein Schmiedefe­uer ist immer noch bereit.“

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(Huf- und Wagenschmi­ed) und Enkelin
Anna in der Dorfschmie­de, links der Lebensbaum des Wörschache­rs
JÜRGEN FUCHS (5) Opa Adolf Mandl (Huf- und Wagenschmi­ed) und Enkelin Anna in der Dorfschmie­de, links der Lebensbaum des Wörschache­rs
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