Der Indianer aus Kärnten
Politisches Requiem: Gottfried Helnwein schuf die Ausstattung zu einer Hommage an Johann Kresnik. Ein starkes Stück Geschichte.
Landesausstellungsprojekt. Seine Köpfe auf zwei raumfüllenden Bühnenprospekte schreien und weinen auf das Publikum hinunter, das in knapp 100 Minuten Stationen aus dem Leben Hans Kresniks, verschränkt mit Proben zu einer Peer-Gynt-Inszenierung, erlebt. meist mit einer Axt in der Hand, über die Bühne: Da deklamiert ein weiß gekleideter Frauenchor aus großartigen Laiendarstellerinnen Phrasen und Propaganda der Nazi-Zeit, illustrieren Profitänzer akrobatisch und archaisch die geschundenen Seelen, manchmal als düstere Raben, dann als fast nackte Menschenleiber. Schwankend zwischen Abstoßung und Anziehung umgarnen zwei gegensätzliche Frauen (Johanna Hainz, Friederike Pöschl) den Protagonisten, der hier Karl heißt. Er ist wie Peer Gynt: Geboren in den (Kärntner) Bergen erobert er die (Tanz-)Welt und kehrt am Ende in die Heimat zurück.
„Solveigs Lied“aus Griegs Peer-Gynt-Suite ist nur eines der musikalischen Zitate, die Stefan Thaler mit seiner Band und Sängerin Irina Lopinsky in den Soundtrack zum Stück einbaut: „Pack die Badehose ein, sei ein echtes Nazischwein ...“
Von Tätern, Opfern und Richtern, von Widerstand und Anpassung erzählt dieses eindringliche Stück, bei dem 25 Schauspieler, Tänzer und Musiker die Geschichte Südkärntens Revue passieren lassen – veranstaltet vom Center for Choreography Bleiburg/Pliberk, dessen Schirmherr Johann Kresnik war, ein „Kärntner Indianer“, wie er von sich selbst sagte.