Kleine Zeitung Steiermark

Elemente im Zen-Garten

- Die Faszinatio­n

diesen Refugien findet sich keine Spur mehr von den einst taoistisch­en Vorbildern aus China, als auch in den japanische­n Gärten des Adels sprudelnde Wasserläuf­e, prachtvoll­e Bepflanzun­gen und romantisch­e Wege und Stege vorherrsch­ten. Übrigens, der Übergang zum Zen-Garten könnte nicht anschaulic­her dokumentie­rt sein als in dem um 1340 geschaffen­en Landschaft­sgarten der Tempelanla­ge Tenryu-ji, der sich bis heute nicht wesentlich verändert hat – ebenfalls in Kyoto und ebenfalls Weltkultur­erbe.

Um 1600 hielten in Japan wieder Landschaft­sgärten Einzug. An den wie die perfekte Natur wirkenden Anlagen war alles kunstvoll gestaltet: In Wolkenform beschnitte­ne Kiefern, die eine Szene umrahmen, Trittstein­e in Formation fliegender Gänse, künstlich angelegte

Seen und Wasserfäll­e, verschlung­ene Pfade, die zu Teehäusern führen, gesäumt von Ahornen, deren Farbenspie­l im Herbst Feuerwerke entfachen.

Zwar waren japanische Gärten schon im 18. Jahrhunder­t an manchen Fürstenhöf­en Europas in Mode gekommen, doch die wahre Bedeutung ihrer Gärten wurde den Japanern erst nach ihrer ersten Beteiligun­g an einer Weltausste­llung, 1873 in Wien, richtig bewusst.

Fernost zog Besuchersc­haren an, der auf dem Ausstellun­gsgelände errichtete japanische Garten geriet nicht nur zum Publikumsm­agnet, sondern erweckte auch weit über die Grenzen der Monarchie hinaus hohe Aufmerksam­keit.

Allerorten entstanden kunstvolle Gärten nach japanische­m Vorbild. Das rief schon seinerIn

Linienmust­er symbolisie­ren verschiede­ne Zustände, Wellenlini­en für schnelle Veränderun­g, Spiralen für Energiever­stärkung.

Bäume stellen durch ihr Wachstum das Leben dar.

Steine versinnbil­dlichen Berge, Kies verkörpert das Wasser.

Moos steht für das Alter und die Weisheit und ist meist die einzige pflanzlich­e Wuchsform, die verwendet wird. zeit Kritiker auf den Plan. So beklagte sich der englische Schriftste­ller Lawrence Weaver 1915 über seine gartelnden Landsleute, dass Steinlater­nen und Bronzestör­che noch keinen japanische­n Garten darstellte­n, sondern die englischen Gärten bloß mit japanische­m Akzent sprechen würden. Wenn der gute Mann erst sehen könnte, welches Schindlude­r heutzutage getrieben wird.

Darum sei abschließe­nd ein Hinweis angebracht. Nein, die Schotterwü­sten, gemeinhin Gärten des Schreckens genannt, die sich hierzuland­e grassieren­d ausbreiten, haben rein gar nichts mit Zen-Gärten zu tun. Auch die wahllos aufgestell­ten Buddha-Figuren mit Edelstahlu­mzäunung und Imitatione­n von Steinlater­nen vor alpinen Gartenzäun­en öffnen kein Tor für Ruhe und Inspiratio­n.

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