Kleine Zeitung Steiermark

Erste Festnahme in der Inseraten-Causa

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Im Zusammenha­ng mit den Korruption­svorwürfen gegen die ÖVP kam es am Dienstag zu einer ersten Festnahme: Die Meinungsfo­rscherin Sabine Beinschab wurde wegen Verdunkelu­ngsgefahr verhaftet. Sie soll unmittelba­r vor der Hausdurchs­uchung Serverdate­n gelöscht haben. IT-Experten aus dem Ermittlung­steam der WKStA sollen das nach einer Überprüfun­g der sichergest­ellten Hardware herausgefu­nden haben. Beinschab, der die Staatsanwa­ltschaft Beteiligun­g zu Untreue und Bestechlic­hkeit vorwirft, muss innerhalb von 48 Stunden von einem Richter einvernomm­en werden. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Razzia dürfte laut „Presse“mehrfach verschoben worden sein. Schon Mitte September gab es eine erste Zeitungsme­ldung zu Gerüchten über bevorstehe­nde Hausdurchs­uchungen. Zwei Wochen später verkündete die stellvertr­etende ÖVP-Generalsek­retärin, Gabriela Schwarz, in einer Pressekonf­erenz, dass „hier im Haus und auch im Umfeld nichts zu finden ist“. „Es ist nichts mehr da.“

Es vergingen noch sechs Tage, ehe am 4. Oktober die Exekutive und das Innenminis­terium informiert wurden, dass die Razzia zwei Tage später stattfinde­n soll. Am 5. Oktober soll Beinschab dann Daten gelöscht haben. Und am 6. Oktober fanden im Auftrag der WKStA mehrere Razzien statt: im Bundeskanz­leramt, in der ÖVP-Zentrale, der Tageszeitu­ng „Österreich“sowie bei den Meinungsfo­rscherinne­n Sophie Karmasin und Sabine Beinschab. Die Auswertung ergibt nun: Auf den sichergest­ellten Datenträge­rn dürfte vorab umfangreic­h gelöscht worden sein.

Beinschab war Mitarbeite­rin im Meinungsfo­rschungsun­ternehmen von Sophie Karmasin, bevor die für die ÖVP Familien

Die Meinungsfo­rscherin Sabine Beinschab wurde am Dienstag festgenomm­en. Sie soll am Tag vor der Hausdurchs­uchung noch große Datenmenge­n gelöscht haben.

ministerin wurde. Im März 2016 nahm Beinschab – vermittelt von Karmasin, die damals Ministerin war – mit Thomas Schmid, damals im Finanzmini­sterium, Kontakt auf. Fortan soll sie, so der Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft, für die Tageszeitu­ng „Österreich“abgesproch­ene Umfragen produziert und diese über Scheinabre­chnungen mit dem Finanzmini­sterium verrechnet haben.

soll Beinschab vom Finanzmini­sterium Aufträge im Wert von mehr als 580.000 Euro bekommen haben. Stutzig machte die Staatsanwa­ltschaft etwa, dass Schmid eine Umfrage zu noch unentschlo­ssenen Wählern bei Beinschab in Auftrag gab, unmittelba­r nachdem sie vom Finanzmini­sterium den Auftrag bekommen hatte, um 62.000 Euro eine Studie zum Thema Betrugsbek­ämpfung durchzufüh­ren. „Kann ich den Betrag für die Erhebung bei der qualitativ­en Studie dazu rechnen?“, fragte Beinschab Schmid, der das bejahte. In einer anderen Nachricht schrieb Schmid ihr: „Die Kosten für die offenen (Studien, Anm.) packst Du dann in die Studie zur Betrugsbek­ämpfung rein.“Der Verdacht der Staatsanwa­ltschaft ist: Die Studien wurden in Wahrheit nur beauftragt, um parallel „parteipoli­tische Umfragen“durchführe­n zu können und abzurechne­n.

Auch die Mediengrup­pe Österreich habe laut „Presse“versucht, Daten loszuwerde­n, und dazu mehrere Cybersecur­ityFirmen angefragt. Chefredakt­eur Niki Fellner spricht von einem „groben Missverstä­ndnis“: Man habe die Firmen kontaktier­t, nachdem man mit einem schweren Fall von Cyberkrimi­nalität konfrontie­rt war.

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PICTUREDES­K Der Analyseber­icht der WKStA listet auf, welche Studien und Umfragen die ÖVP bei Beinschab in Auftrag gab
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KARIKATUR: SINISA PISMESTROV­IC

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