Kasperl, Held, Weltraumtourist
„James Tiberius Kirk“fliegt endlich wirklich ins All.
Heute soll es so weit sein: James T. Kirk wird endlich ein altes (fiktionales) Fernsehversprechen einlösen und im Weltraum unterwegs sein. Der Schauspieler William Shatner (90) nimmt am privaten Raumfahrtprojekt Blue Origin von Amazon-Milliardär Jeff Bezos teil und startet gen Himmel.
William Shatner wurde als James Tiberius Kirk (neben Han Solo) zum prominentesten Raumfahrer der Sci-Fi-Geschichte. Dabei war die alte „Star Trek“-Serie („Raumschiff Enterprise“) anfangs gar nicht so erfolgreich und wurde erst allmählich zum Kult. Auch weil diese Serie von William Shatners Darstellung profitierte: Der legte den Kapitän als Draufgänger alter Schule an, ein Frauenheld mit Selbstironie, viril und charmant. Erst noch belächelt, wurde Shatner damit zur Berühmtheit. Der Schauspieler melkte dieses Image jahrelang erfolgreich und zeigte sich mitunter als wahrer Exzentriker. 1968 legte er mit dem Album „The Transformed Man“eines der bizarrsten Werke der Popgeschichte vor: Zwischen pathetischen Theaterreden, LSD-Liedgut und Easy Listening schuf Shatner ein heute kultisch verehrtes Camp-Meisterwerk.
Weitere Alben folgten, doch Fernsehen und Kino blieben Shatners Hauptfelder. Neben einigen „Star Trek“-Filmen spielte er von 1982 bis 1986 „T. J. Hooker“und lief von 2004 bis 2008 in „Boston Legal“als Anwalt Denny Crane zur extravaganten Überform auf. Shatner wurde so selbst zur Pop-Ikone, ein Künstler, bei dem man sich nie ganz sicher sein kann, ob er ein grottenschlechter oder doch ein großartiger Schauspieler ist, eine ganz rare Mischung aus Kasperl und Held, aus Aufschneider und Sympathieträger.
Nach einer wetterbedingten Verschiebung soll es heute ins All gehen, „fremde Galaxien, neues Leben und neue Zivilisationen“werden dabei nicht erforscht und Bereiche, „die nie ein Mensch zuvor gesehen hat“, auch nicht erreicht, beziehungsweise fast: Shatner wird der älteste Mensch sein, der je ins All geflogen ist.