Kleine Zeitung Steiermark

Iraker wollen ihre Ruhe haben

- Nina Koren

Die Wahl verlief holprig, doch die Botschaft der Wähler ist klar.

Was macht man mit einem Geschenk, um das man nicht gebeten hat? 2003 haben die USA den irakischen Diktator Saddam Hussein gestürzt und dem Land die Demokratie mit Waffengewa­lt aufgezwung­en. Jetzt fanden dort vorgezogen­e Parlaments­wahlen statt. Und sie zeigen: Ganz glatt läuft das Experiment Demokratie noch lange nicht. Nur knapp 40 Prozent der Stimmberec­htigten nahmen überhaupt an der Wahl teil. Und erneut haben sich ersten Teilergebn­issen zufolge die großen konfession­ellen Blöcke durchgeset­zt. Stärkste Kraft wurde die Bewegung des einflussre­ichen schiitisch­en Geistliche­n Muqtada al-Sadr. Und dennoch: Ein Schritt in die richtige Richtung könnten diese Wahlen dennoch gewesen sein.

Das liegt einerseits daran, dass die schiitisch­e Mehrheitsb­evölkerung zwar einen Schiiten zum Sieger machte, aber dieser dennoch auf Koalitions­partner angewiesen sein wird. Beobachter gehen davon aus, dass al-Sadr nun mit Kurden und Sunniten in Gespräche treten wird. Das bedeutet, dass auch Minderheit­engruppen in der Regierung vertreten sein werden. Angetreten sind auch kleinere, unabhängig­e Bewegungen, die Zünglein an der Waage werden könnten.

Zum anderen geht von diesem Votum eine recht klare Botschaft aus: Die Wähler stimmten zwar entlang ihrer traditione­llen konfession­ellen Linien, aber sie wählten mit alSadr jene Schiitengr­uppe, die sich am klarsten gegen den Iran abgrenzt. Er wolle keine Einmischun­g aus dem Ausland mehr, hatte al-Sadr im Wahlkampf betont. Nach Jahrzehnte­n der Einflussna­hme aus Teheran und den USA, die ihre Rivalität auch im Irak austrugen, haben die Iraker genug.

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AFP Schiitenfü­hrer Muqtada al-Sadr grenzte sich vom Iran ab

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