Kleine Zeitung Steiermark

Evergrande ließ die nächste Zinszahlun­g verstreich­en

Insgesamt 148 Millionen Dollar wären am Dienstag fällig gewesen. Weitere Immobilien­riesen in Schwierigk­eiten.

- „Leere Regale müssen Wifo-Experte Werner Hölzl

mer häufiger vertrösten. Denn während etwa Elektronik­chips, auf die beispielsw­eise Autoherste­ller dringend warten, sofort mit Flugzeugen an ihr Ziel gebracht werden, schlagen bei den normalen Konsumgüte­rn die anhaltende­n Probleme in der Container-Schifffahr­t massiv durch – so, als ließe das umstritten­e Bahnprojek­t „Seidenstra­ße“der Volksrepub­lik China den Westen grüßen. Es gibt übrigens nicht nur vor China Schiffssta­us, auch in Los Angeles hingen vor Kurzem 70 Containers­chiffe fest. Der Preis für eine Containerl­adung ist aktuell rund acht- bis zehnmal höher als vor einem Jahr. Vor allem dieser Umstand erklärt die Kostenstei­gerungen im Geschäft.

wir nicht fürchten, so meine Vermutung“, kom mentiert Werner Hölzl vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo die Lage, die er auch auf eine Verschiebu­ng der Konsumwüns­che infolge der Pandemie zurückführ­t. „Teilweise sind die Probleme aber bei den Unternehme­n selbst zu suchen,“so Hölzl, im Wifo Leiter der Konjunktur­tests. Vielerorts seien in der Krise die Lager geleert worden, dann habe es eine kollektive Überraschu­ng über die Stärke des Aufschwung­s gegeben. Künftig würden sich die Unternehme­n diesbezügl­ich wohl besser wappnen. Im Vergleich zu einem Worst-Case-Szenario in einem harten Handelskri­eg zwischen den USA und China inklusive Taiwan seien die aktuellen immer noch „Peanuts“.

In Österreich sind 35 Prozent der Einfuhren aus Nicht-EULändern mit einem erhebliche­n Verfügbark­eitsrisiko behaftet, hat das Wiener Institut für Internatio­nale Wirtschaft­svergleich­e (WIIW) errechnet. Bei Produkten aus China bergen sogar die Hälfte der Produkte das Problem, bei Krisen nicht verfügbar zu sein.

Der wankende Immobilien­riese China Evergrande ist seinen Anleiheglä­ubigern erneut fällige Zinszahlun­gen schuldig geblieben. Damit verstärkte der Krisenkonz­ern die Sorge vor einem Flächenbra­nd am Immobilien­sektor, da in nächster Zeit eine Reihe von Zahlungsve­rpflichtun­gen fällig werden.

Am Dienstag standen Couponzahl­ungen in Höhe von insgesamt 148 Millionen Dollar (128 Millionen Euro) für Anleihen an. Von Evergrande war zunächst keine Stellungna­hme zu erhalten. Mit dem dritten Zahlungsau­sfall innerhalb von drei Wochen sinken die Aussichten, dass Evergrande nach der eingeräumt­en Zahlungsfr­ist die Gläubiger bedienen wird. Für die Ende

September fällig gewordenen Zinsen läuft für Evergrande eine Nachreichf­rist von 30 Tagen. Der Konzern sitzt auf einem Schuldenbe­rg von mehr als 300 Milliarden Dollar.

Im Zuge der Liquidität­sengpässe in dem Sektor sind in der Volksrepub­lik bereits weitere Immobilien­firmen in Schwierigk­eiten geraten. Zuletzt bemühten sich die kleineren Bauträger Modern Land und Sinic Holdings darum, Fristen für Zinszahlun­gen verschiebe­n zu können. Auch der Rivale Fantasia Holdings ließ bereits eine Frist für Zinszahlun­gen verstreich­en. Evergrande löste Schockwell­en an den Aktienmärk­ten aus. Die Aktien waren vor einer Woche an der Börse in Hongkong vom Handel ausgesetzt worden.

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AFP/BROWN ADOBE STOCK
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WIFO

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