Kleine Zeitung Steiermark

Ein Budget als „Schritt zurück zur Normalität“

- Von Georg Renner

99,1 Milliarden Euro will Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) im kommenden Jahr ausgeben, einnehmen wird er nur 86,4 Milliarden.

Budgets – die Gesetze, mit denen der Nationalra­t festlegt, wie viel Geld der Staat im jeweils kommenden Jahr ausgeben soll – zählen zu den am schwersten verdaulich­en Dokumenten, die die Republik regelmäßig produziert. 3400 Seiten umfasst das ausgedruck­te Dokument, das Finanzmini­ster Gernot Blümel den Abgeordnet­en am Mittwoch vorgelegt hat, zwölf Kilo wiegt der „Budgetzieg­el“.

Blümel rechnet in seinem zweiten Corona-Budget noch immer mit einem massiven Minus: 99,1 Milliarden Euro darf die Republik ausgeben, sie rechnet mit 86,4 Milliarden Euro an Einnahmen. Bleibt ein Minus von fast 13 Milliarden Euro.

Die Erholung der Wirtschaft – und damit der Staatseinn­ahmen – im Vergleich zu den Krisenjahr­en 2020 und 2021 – führt Blümel auf die „erfolgreic­he Pandemiebe­kämpfung“in Österreich zurück. „Je schneller wir die Pandemie hinter uns lassen, umso schneller kommen wir wieder zu gesellscha­ftlicher, wirtschaft­licher und budgetärer Stabilität“, so Blümel in seiner Budgetrede.

Wer bekommt mehr, wer weniger? Hier stechen vor allem die Ausgaben für Klima und Energie hervor, die einen atemberaub­enden Zuwachs von +252 Prozent verzeichne­n. Das verzerrt aber die Realität, denn einen Großteil dieser Ausgaben macht der im Rahmen der „ökosoziale­n“Steuerrefo­rm paktierte „Klimabonus“aus – die Auszahlung von 50 bis 200 Euro an jeden Einwohner Österreich­s ab kommendem Jahr, die allein 2022 mit 1,25 Milliarden Euro zu Buche schlägt.

Weitere große Zuwächse verzeichne­n die Bereiche Wissenscha­ft (hier streicht Blümel unter anderem die Förderunge­n für Wasserstof­fforschung hervor), Bildung (hier schlagen vor allem rund 300 Millionen Euro für die Covid-Testinfras­truktur zu Buche) und Mobilität (bis 2025 werden regionale Klimaticke­ts mit 430 Millionen Euro gefördert, Elektromob­ilität mit 680 Millionen).

Weniger bekommen die Ressorts Wirtschaft und Arbeit, was vor allem daran liegt, dass der Aufwand für die CovidKurza­rbeit (200 Millionen Euro statt 3670 Millionen 2021) sowie für andere Notfallför­derungen und -haftungen anlässlich der Pandemie sinken. Im Arbeitsber­eich ist mit der „Aktion Sprungbret­t“mit 150 Millionen Euro eine neue Aktion für Langzeitar­beitslose budgetiert.

Wie geht es mit der Staatsvers­chuldung weiter? Mit Ende des Finanzrahm­ens – also der mit dem Budget beschlosse­nen Langfristp­lanung bis 2025 – rücke sogar ein Nulldefizi­t in greifbare Nähe, so Blümel.

Die Schuldenqu­ote Österreich­s soll in den kommenden Jahren nach einem sprunghaf

ten Anstieg durch die Krise wieder fast auf Vorkrisenn­iveau knapp über 70 Prozent des BIP sinken.

Das liegt aber nicht daran, dass Österreich schnell wieder sparsam würde – bis 2025 sind jedes Jahr höhere Ausgaben als Einnahmen geplant –, sondern daran, dass Ökonomen erwarten, dass Österreich­s Wirtschaft (und mit ihr die Steuereinn­ahmen) schneller wächst, als die Politik das Geld ausgibt.

Was Blümel hilft, sind einerseits die wachsende Inflation und anderersei­ts die niedrigen Zinsen. Kommendes Jahr wird Österreich „nur“3,6 Milliarden Euro Zinsen zahlen, nur noch die Hälfte dessen, was noch vor zehn Jahren angefallen ist.

Unterm Strich ist Blümels zweites Krisenbudg­et – wie er selbst sagt – ein Schritt zurück

in Richtung Normalität: Rekordeinn­ahmen dank brummender Wirtschaft und Inflation stehen dank niedriger Zinsen und weniger Krisenaufw­and sinkenden Ausgaben gegenüber – die Koalition nutzt diesen Spielraum für Schwerpunk­te bei ihren Projekten und Steuersenk­ungen.

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