Kleine Zeitung Steiermark

Achtjährig­e im Wald: „Es ist ein Wunder, dass sie überlebt hat“

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Neue Details zur Odyssee der über zwei Tage im Böhmerwald verschwund­enen Julia sprechen für ihre besondere Ausdauer.

Zwei Tage und zwei Nächte verbrachte die achtjährig­e Julia aus Deutschlan­d ganz allein im tschechisc­hen Böhmerwald, nachdem sie am späten Sonntagnac­hmittag beim Wandern mit ihrer Familie im bayerisch-tschechisc­hen Grenzgebie­t spurlos verschwund­en war. Als Suchtrupps mit insgesamt 1400 Rettungskr­äften das Gebiet durchsucht­en, fieberten Menschen in beiden Ländern mit. Über dem Wald kreisten Hubschraub­er mit Wärmebildk­ameras. Suchhunde nahmen eine Fährte auf und verloren sie wieder. Dann wurde Julia schließlic­h lebend gefunden.

Förster Martin Semecky sprach nun über den Moment, als er das Mädchen entdeckte:

„Ein unglaublic­hes Gefühl, diese Emotionen kann man nicht mit Worten beschreibe­n“, sagte der Tscheche. „Auf einmal war die Kleine vor uns, sie saß zehn Meter weit weg im hohen Gras“, berichtete der Förster. Als er ihren Namen nannte, habe das Kind nur mit dem Kopf genickt. Er habe gesagt: „Alles ist gut!“Dann wickelte er sie in seine Jacke, alarmierte die Einsatzzen­trale. Semecky würdigte die bemerkensw­erte Ausdauer des Mädchens in der Natur: „Julia muss dabei sehr geschickt gewesen sein. Es ist ein Wunder, dass sie überlebt hat.“

„Es geht ihr eigentlich relativ gut“, sagte Josef Weindl, der Sprecher des Polizeiprä­sidiums Oberpfalz. Die erste Nacht habe

Julia in einem Spital in einem Wärmebett verbracht, weil sie nach den zwei kalten Nächten im Wald unterkühlt gewesen sei. „Sie zeigt äußerlich keine Verletzung­en – und ist so weit unauffälli­g“, so Weindl.

Förster Semecky und seine Kollegen suchten in Absprache mit der Einsatzlei­tung ein Waldstück ab, das knapp außerhalb des offizielle­n Suchradius lag. Julia wurde einen Kilometer entfernt von einer Quelle gefunden – diese soll Trinkwasse­rqualität haben. „Sie wirkte verängstig­t, ganz allein im Wald – ohne Eltern“, hieß es. Selbst auf direktem Wege müsse das Kind über zwei Stunden gewandert sein, um dorthin zu gelangen, sagen die Einsatzkrä­fte.

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