Kleine Zeitung Steiermark

„Ich hatte mir noch kein Ministeriu­m ausgesucht“

Neos-Chefin Beate MeinlReisi­nger über Pläne für eine mögliche Viererkoal­ition, Kurz’ Auftritt im Parlament und die Frage, ob Sobotka einen ÖVP-U-Ausschuss leiten kann.

- Von Christina Traar

WBEATE MEINL-REISINGER: Nicht sehr aktiv. Aber er muss wissen, wie er und der Klub das anlegen.

Ich wundere mich schon, dass dieser Anspruch für Klubobleut­e nicht gelten soll. Ich sage aber, dass man zwischen der Würde eines Amtes und strafrecht­lichen Vorwürfen unterschei­den muss. In der ÖVP sind offenbar viele der Meinung: So lange ich nicht strafrecht­lich verurteilt bin, ist alles gut. Bei offizielle­n Ämtern gelten aber höhere Ansprüche an Integrität. Das Strafrecht darf nicht der Maßstab für ein politische­s Amt sein.

Hat der neue Kanzler Schallenbe­rg die von Ihnen übergebene­n Unterlagen weggelegt oder weggeschmi­ssen?

(Überlegt) Er war wohl nicht sehr glücklich darüber, dass ich sie ihm gegeben habe und sie in einer ersten Reaktion energisch hinter sich auf den Boden gelegt. Aber er hat sich entschuldi­gt, damit ist das für mich erledigt. Ich glaube, er stand unter Druck.

Sie bezeichnen ihn aber weiterhin als „Statthalte­r“. Rech

Ein Schlussstr­ich und echter Neustart sind dringend notwendig. Die großen Verlierer dieser Krise sind ja nicht einzelne Personen oder Parteien, sondern die Bürgerinne­n und Bürger, die das Vertrauen in die Politik verloren haben. Um das wiederherz­ustellen, reicht es nicht, einen Spieler zu tauschen, während das Spiel weitergeht. Ich würde mir wünschen, dass er sich emanzipier­t.

Wie konkret waren die Gespräche zu einer möglichen Viererkoal­ition, bevor Kurz zurückgetr­eten ist?

Es gab sehr konstrukti­ve Gespräche. Man war sich bewusst, dass man in einer so schwierige­n Situation das Gemeinsame vor das Trennende stellen muss. Der genaue Inhalt dieser Gespräche bleibt aber vertraulic­h.

Sie können davon ausgehen, dass das garantiert nicht der Fall war. Darum sollte es nie gehen und in Krisen schon gar nicht. Es ging schlicht um die Frage, wie man dieses System der Korruption beenden und Vertrauen wiederhers­tellen kann.

Wenn ein Haus brennt, erwarte ich mir von jedem, dass er bereit ist, es zu löschen. Das war Gegenstand der Gespräche, alles andere ist hochspekul­ativ.

Ich glaube nicht, dass die Menschen große Lust haben, schon wieder zu wählen. Seit Kurz sich an die Parteispit­ze geputscht hat, erleben wir eine Dauerphase der Instabilit­ät. Jetzt braucht es eine Regierung, die arbeitet.

Natürlich könnten wir als Kraft der Mitte derzeit entspannt in eine Wahl gehen. Aber was hätte Österreich davon, wenn Parteien immer dann wählen lassen, wenn die Umfragen gerade gut für sie stehen?

Ja, ich gehöre da aber nicht dazu. Wir arbeiten mit einem Horizont, der über die nächsten Wahlen hinausgeht. Das Wichtigste wäre jetzt, dass wir aus diesen Vorkommnis­sen für die Zukunft lernen. Auch dafür braucht es den neuen Untersuchu­ngsausschu­ss. Wir brauchen Anti-Korruption­sbestimmun­gen, schärfere Regeln für Parteienfi­nanzierung und ein Aufräumen bei der Inseratenk­orruption. Wenn das alles mit dieser Regierung nicht funktionie­rt, sind Neuwahlen wohl unausweich­lich.

Auch die Stadt Wien inseriert großzügig im Boulevard, Neos sitzen in der Regierung. Wie ernst nimmt man hier das „Aufräumen“?

Dazu gibt es klare Vereinbaru­ngen im Regierungs­programm, unter anderem, um willkürlic­he Vergaben zu stoppen. Diese werden aktuell verhandelt.

Kann es einen U-Ausschuss zur Causa ÖVP mit einem Vorsitzend­en Sobotka geben?

Diesen Vorsitz hätte es bei Ibiza schon nicht geben dürfen, wie wir gesehen haben. Das entspricht nicht der Würde unseres Hauses. Es braucht aber Aufklärung, um für eine Politik der sauberen Hände

zu sorgen.

 ?? ?? ie haben Sie Ihren frisch gebackenen Klubchef-Kollegen Sebastian Kurz an seinem ersten Tag im Parlament erlebt?
In den letzten Tagen war viel von untadelige­m Verhalten die Rede. Im Kanzleramt sei Kurz laut Ihnen nicht mehr tragbar, nun hat er im Parlament die gleiche Position inne wie Sie. Sind die Anforderun­gen an Klubchefs derart niedrig? nen Sie damit, dass sich Schallenbe­rg im Amt emanzipier­en könnte?
Haben Sie sich gar schon ein Ministeriu­m ausgesucht?
In der SPÖ ist eine Debatte entbrannt, ob man über eine Zusammenar­beit mit der FPÖ überhaupt nachdenken darf. Warum ist eine solche für die Neos so unproblema­tisch?
Wie lange wird diese Regierung halten?
Jüngste Umfragen könnten Ihnen Lust auf Neuwahlen gemacht haben. Neben der FPÖ profitiere­n die Neos von der aktuellen Krise am meisten.
Das ist schon vorgekomme­n.
ie haben Sie Ihren frisch gebackenen Klubchef-Kollegen Sebastian Kurz an seinem ersten Tag im Parlament erlebt? In den letzten Tagen war viel von untadelige­m Verhalten die Rede. Im Kanzleramt sei Kurz laut Ihnen nicht mehr tragbar, nun hat er im Parlament die gleiche Position inne wie Sie. Sind die Anforderun­gen an Klubchefs derart niedrig? nen Sie damit, dass sich Schallenbe­rg im Amt emanzipier­en könnte? Haben Sie sich gar schon ein Ministeriu­m ausgesucht? In der SPÖ ist eine Debatte entbrannt, ob man über eine Zusammenar­beit mit der FPÖ überhaupt nachdenken darf. Warum ist eine solche für die Neos so unproblema­tisch? Wie lange wird diese Regierung halten? Jüngste Umfragen könnten Ihnen Lust auf Neuwahlen gemacht haben. Neben der FPÖ profitiere­n die Neos von der aktuellen Krise am meisten. Das ist schon vorgekomme­n.
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APA Neos-Chefin zu Kurz im Parlament: „nicht sehr aktiv“

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