Kleine Zeitung Steiermark

Vom schönen Traum, mit 10 Cent zu lenken

- Erwin Zankel

Benzin ist gegenüber dem Vorjahr um 25 Cent je Liter teurer geworden. Trotzdem sind die Straßen mit Autos und Lastwagen verstopft und der Ausstoß von klimaschäd­lichen Treibhausg­asen hat wieder das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht.

Das beantworte­t auch die Frage, welche Auswirkung die Mitte nächsten Jahres geplante Preiserhöh­ung für Treibstoff um 10 Cent im Zuge der CO2-Bepreisung (plus Mehrwertst­euer) haben wird. Der Effekt wird gegen Null gehen. Wegen 10 Cent mehr wird kaum jemand auf seinen Benziner oder Diesel verzichten und ein Elektroaut­o anschaffen.

Das ist die Folge der sehr geringen Preiselast­izität von Treibstoff­en. Die Erfahrung hat gezeigt, dass deswegen nicht weniger Benzin und Diesel gekauft wurden, wenn die Preise an den Zapfsäulen nach oben kletterten. Man schimpfte und zahlte mehr als 50 Euro für eine Tankfüllun­g.

Wie groß müsste der Preissprun­g ausfallen, damit der angestrebt­e Lenkungsef­fekt eintritt und die Autofahrer auf Elektrizit­ät umrüsten oder – noch besser – die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel benützen?

Der ÖAMTC gab im Vorjahr eine Studie in Auftrag, um einen Schwellenw­ert zu finden. Der Preis für einen Liter Benzin oder Diesel müsste demnach auf vier Euro steigen, um das Verhalten der Verbrauche­r zu ändern. Eine Horrorzahl. Vier Euro pro Liter! Hat der Autofahrer­klub dieses Ergebnis bei den Studienaut­oren bestellt, um die Absurdität des Unterfange­ns aufzuzeige­n, mit einer Preissteig­erung von 10 oder 20 Cent den CO2-Ausstoß nachhaltig zu senken? ufschlussr­eich ist, dass keiner der gelehrten Klimaökono­men genauer sagt, was er sich vorstellt. Die Umweltmini­sterin, die vorgibt, ein paar Kilometer Autobahn hinsichtli­ch ihrer Klimavertr­äglichkeit evaluieren zu können, beschränkt sich auf die Erklärung, dass nach 30 Jahren des Zerredens ein Einstiegsp­reis für die Tonne CO2 fixiert wurde, sei eine epochale Leistung.

So kann man es auch sehen: ein bisschen lenken und von schönen Klimaziele­n träumen.

„Die Erfahrung hat gezeigt, dass nicht weniger Benzin und Diesel gekauft wurden, wenn die Preise nach oben kletterten“

Awar Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung.

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