Deutlich mehr Sterbefälle im Vorjahr in den Heimen
Studie: 4890 Menschen sind im Vorjahr in steirischen Pflegeheimen verstorben. An Corona alleine lag das aber nicht.
Der Rittersaal im Landhaus war am Freitag Kulisse eines Pflegegipfels, einberufen von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Es mangelte nicht an brisanten Themen. So stellte Wolfgang Habacher die Studie zur Sterblichkeit in steirischen Heimen 2020 vor. Tatsächlich errechnete das „Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit“, dass im Vorjahr 4890 Menschen in Heimen, um 1155 mehr als im Durchschnitt der letzten Jahre, gestorben sind. Hingegen konnte in der steirischen Allgemeinbevölkerung „keine Übersterblichkeit beobachtet werden“: Das wäre wohl auf die Lockdowns, Hygiene-, Abstandsregeln etc. zurückzuführen.
Auf Bezirksebene war die Übersterblichkeit im Pflegebereich in Murau und Graz Umgebung am höchsten, in Leibnitz und Voitsberg am geringsten – immer unabhängig von der Todesursache. Da spielte natürlich das Alter der Bewohner ebenso eine Rolle wie die Größe der Pflegeeinrichtung, wo die Mortalität höher gewesen sei.
Der „Corona-Effekt“konnte aber nicht herausgerechnet werden. Dazu müsste jeder Sterbefall für sich untersucht werden. Auch die Frage, ob „andere Bundesländer besser durch die Pandemie gekommen sind, lässt sich nicht mit harten Zahlen belegen“, machte Habacher klar. Datenmaterial und -qualität seien schlichtweg zu unterschiedlich. empfiehlt dem Land und den Heimträgern, künftig auf kleine und gut abgrenzbare Einheiten zu setzten – baulich und organisatorisch („personelle Zuordnung zu kleinen Klientengruppen“). Wichtig wären außerdem gute und flächendeckende Hygienekonzepte.
Landesrätin Bogner-Strauß kündigte an, dass sich eine Arbeitsgruppe aus Experten (auch) damit befassen würde.
In puncto Personal wird ein neuer Bedarfs- und Entwicklungsplan in Auftrag gegeben. Eine simple Lösung für die „rasante Personalknappheit in Gesundheitsund Pflegeeinrichtungen“(Zitat aus einem internen Akt) hat die Pflegelandesrätin erwartungsgemäß nicht. Wie berichtet, werden zusätzliche Ausbildungsplätze an den Schulen für Gesundheitsund Krankenpflege des Landes und an der Fachhochschule Joanneum angeboten.
Unterdessen erhöht die Opposition den Druck: Nächsten Dienstag hat die KPÖ zu einer Protestaktion gegen die Pflegekrise vor dem Landhaus (Herrengasse) aufgerufen.