Äußerst dankbar für fünf Jahre Gefängnis
Ungar marschierte mit Schreckschusspistole in Grazer Trafik. Wegen schweren Raubs marschiert er jetzt in Haft.
Bereits die gesamte Verhandlung lang fällt der Angeklagte durch ein sehr freundliches Benehmen auf. Bei jeder Anmerkung, die er vor Richter Andreas Rom am Grazer Straflandesgericht machen will (meist sind es Entschuldigungen), hebt er artig die Hand, um erst dann das Wort zu ergreifen. Das Urteil (es werden immerhin fünf Jahre Gefängnis) nickt der Ungar schließlich ganz gefasst und in aller Ruhe ab: „Sehr geehrter Herr Richter, ich respektiere Ihre Entscheidung und bedanke mich dafür. Ich bitte nur um eine schnelle Zustellung des Urteils.“
Warum dem 54-Jährigen trotz seiner Freundlichkeit der Prozess gemacht wird, hat mit dem 19. Mai zu tun. „Sehr geehrter Herr Richter, ich wollte an diesem Tag keinen Raub begehen. Ich war aber am Ende, es war der letzte Termin, um meine Miete zu bezahlen.“Also ging er in Graz-Puntigam zu einer Trafikantin und untermauerte sein „Alles Geld her!“mit einer Schreckschusspistole in der Hand. Beute? 2300 Euro.
„Meinen Sie, dass das der richtige Weg ist?“, fragt Richter Rom. „Wenn in Österreich jeder, der seine Miete nicht bezahlen kann, einen Raubüberfall macht, hat die Polizei nichts mehr anderes zu tun.“– „Ich wollte niemanden verletzen. Ich war verzweifelt, habe 100 Bewerbungen verschickt als
Koch, aber es gab keine Arbeit“, begründet der 54-Jährige. ach zwölf Tagen wurde der Ungar gefasst. Trotz erdrückender Beweise („die Optik deutete eindeutig auf ihn als Täter hin, in seiner Wohnung fanden wir die Kleidung vom Raub“, sagt ein Ermittler) war der Mann zunächst nicht geständig. Das Opfer hat sich auch heute noch nicht vom Schreck erholt. Zur Haftstrafe kommen für den Ungarn deshalb noch 2000 Euro Schmerzensgeld für die Trafikantin hinzu. Seine Replik darauf: „Dankeschön.“
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