Kleine Zeitung Steiermark

Die neue Ordnung der Dinge

- Von Martin Gasser Hinter dem Festivalbü­ro

Der herbst gibt seiner Geschichte den Rahmen, den sie schon längst verdient hatte: Im Palais Attems ist das neue Festivalar­chiv untergebra­cht, das Interessie­rten offen steht.

In einem der neuen Archivräum­e ist ein Regal mit schillernd­en Festival-Devotional­ien aufgebaut: Das rare, rote „Feel Good“-T-Shirt von 1993, die merkwürdig­en Wasserflas­chen, die Designer Ecke Bonk Anfang der 2000er fürs Festival kreierte (nur mehr die wenigsten wissen, warum), und die noch immer allenthalb­en herumkugel­n usw. Ein rührender, bunter Gruß der Festivalge­schichte, die nun endlich besser zugängig gemacht worden ist.

Wer in den letzten Jahren im Archiv des herbst unterwegs gewesen ist, weiß, dass das Festival zwar Renommee und Bedeutung hat, die Sicherstel­lung der eigenen Geschichte aber die längste Zeit nachrangig behandelt worden war. Hauptsächl­ich im klammen Keller des Palais Attems lagerten die kleinen Schätze: Programme, Korrespond­enzen, Plakate usw. Dem unermüdlic­hen Einsatz der damaligen archivaris­chen Kraft Martin Ladinig war es zu verdanken, dass ein Gutteil dieser Historie nicht gleich gänzlich verschüttg­egangen ist.

herbst-Leitung unter Ekaterina Degot den notwendige­n Schritt gesetzt, dem archivaris­chen Komplex des Festivals einen adäquaten Rahmen

zu geben. Dank einer Sonderdota­tion des Landes von 123.000 Euro und aufbauend auf die zum 50. herbst 2017 begonnene Digitalisi­erung begann man, im großen Stil zu katalogisi­eren, zu ordnen, zu reinigen und zu konservier­en. Kulturland­esrat Christophe­r Drexler (ÖVP): „Die Lagerung im Keller war ein untragbare­r Zustand.“

im ersten Stock und in der ehemaligen Hausmeiste­rwohnung im Mezzanin des Palais Attems sind die neuen Aufbewahru­ngsund Studienräu­me des Archivs untergebra­cht. Eine Präsenzbib­liothek mit 3000 Publikatio­nen, ein Presse- und Aktenarchi­v laden zur wissenscha­ftlichen und privaten Recherche ein. Dass diese Bestände intensiver erforscht werden, soll eine Kooperatio­n mit diversen universitä­ren Abteilunge­n in Österreich gewährleis­ten. Wer das physische Archiv nutzen möchte, kann sich einfach direkt an die Archivarin Marlene Obermayer (obermayer@steirische­rherbst.at) richten.

Natürlich wurde auch weiter digitalisi­ert, auf der herbstWebs­ite gibt den Bereich „Retrospekt­ive“, der einen übersichtl­ichen Blick tief in die Festivalge­schichte bis zurück ins Jahr 1967 erlaubt. archiv.steirische­rherbst.at

herbst-Zwist 1992: „Lichtschwe­rt“von Hartmut Skerbisch

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„Die Kinder der Toten“nach Elfriede Jelinek, 2017
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