Gibt es denn Tote zweiter Klasse?
Wenn Impfskeptiker fragen, warum die Regierung nicht auch gegen Zucker und Grippe ankämpft wie gegen Covid.
Er ist untergegangen, der dramatische Aufruf der Präsidenten der Krebshilfe und der Intensivmedizinischen Gesellschaft. Ein Aufruf, sich zum Eigenschutz, aber auch aus Solidarität für schwächere Menschen gegen Covid impfen zu lassen. Aus Solidarität gegenüber jenen, die aufgrund ihres beeinträchtigten Immunsystems geringeren Impfschutz haben. Ein Appell, auf den Italien nicht mehr setzt. Wer nicht geimpft oder genesen ist oder Covid-Tests nicht selbst bezahlt, kann ab sofort ohne Gehalt nach Hause geschickt werden. Also eine Impfpflicht durch die Hintertüre.
Ob der Appell der Ärzte, dass wir als Gesellschaft die Verpflichtung haben, vulnerable Gruppen besonders zu schützen, noch jemanden erreicht? Ob sich unter 30-Jährige wie Tennis-Star Dominic Thiem, die auf einen neuen Impfstoff warten oder einer Erkrankung gelassen entgegensehen, umstimmen lassen? Mit Sicherheit jedenfalls nicht jene Gruppe, die die Impfung als unkontrollierten Großversuch am Menschen einstuft. Und die sich, wie mir eine Leserin schreibt, vor heute noch unbekannten Langzeitfolgen fürchtet und Medien und Ärzten vorwirft, manipulativ Hetze gegen jene zu betreiben, die sich nicht impfen lassen. Eine Leserin, die wie manche Ärzte auf den Warnruf vor überlasteten Intensivstationen mit dem Hinweis kontert, dass diese zu Grippezeiten schon immer überbelastet waren. Und die fragt, ob Zucker nicht gefährlicher sei. Immerhin sterbe in Österreich alle 50 Minuten ein Mensch an den Folgen von Diabetes und in den letzten Jahren seien Tausende an Grippe gestorben. Ob das denn Tote zweiter Klasse seien? ind sie nicht. Ein Diabetes-Patient kann aber niemanden anstecken. Aber sie hat recht. Im Kampf gegen Grippe wären Impfung und Mund-Nasen-Schutz auch ein Akt der Solidarität.
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