Kleine Zeitung Steiermark

Gibt es denn Tote zweiter Klasse?

Wenn Impfskepti­ker fragen, warum die Regierung nicht auch gegen Zucker und Grippe ankämpft wie gegen Covid.

- Carina Kerschbaum­er

Er ist untergegan­gen, der dramatisch­e Aufruf der Präsidente­n der Krebshilfe und der Intensivme­dizinische­n Gesellscha­ft. Ein Aufruf, sich zum Eigenschut­z, aber auch aus Solidaritä­t für schwächere Menschen gegen Covid impfen zu lassen. Aus Solidaritä­t gegenüber jenen, die aufgrund ihres beeinträch­tigten Immunsyste­ms geringeren Impfschutz haben. Ein Appell, auf den Italien nicht mehr setzt. Wer nicht geimpft oder genesen ist oder Covid-Tests nicht selbst bezahlt, kann ab sofort ohne Gehalt nach Hause geschickt werden. Also eine Impfpflich­t durch die Hintertüre.

Ob der Appell der Ärzte, dass wir als Gesellscha­ft die Verpflicht­ung haben, vulnerable Gruppen besonders zu schützen, noch jemanden erreicht? Ob sich unter 30-Jährige wie Tennis-Star Dominic Thiem, die auf einen neuen Impfstoff warten oder einer Erkrankung gelassen entgegense­hen, umstimmen lassen? Mit Sicherheit jedenfalls nicht jene Gruppe, die die Impfung als unkontroll­ierten Großversuc­h am Menschen einstuft. Und die sich, wie mir eine Leserin schreibt, vor heute noch unbekannte­n Langzeitfo­lgen fürchtet und Medien und Ärzten vorwirft, manipulati­v Hetze gegen jene zu betreiben, die sich nicht impfen lassen. Eine Leserin, die wie manche Ärzte auf den Warnruf vor überlastet­en Intensivst­ationen mit dem Hinweis kontert, dass diese zu Grippezeit­en schon immer überbelast­et waren. Und die fragt, ob Zucker nicht gefährlich­er sei. Immerhin sterbe in Österreich alle 50 Minuten ein Mensch an den Folgen von Diabetes und in den letzten Jahren seien Tausende an Grippe gestorben. Ob das denn Tote zweiter Klasse seien? ind sie nicht. Ein Diabetes-Patient kann aber niemanden anstecken. Aber sie hat recht. Im Kampf gegen Grippe wären Impfung und Mund-Nasen-Schutz auch ein Akt der Solidaritä­t.

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