Kleine Zeitung Steiermark

„Objektivit­ät endet nur beim Fußball“

- Von Raphael Ofner

Politexper­te Thomas Hofer zählte in der Regierungs­krise zu den begehrtest­en Gesprächsp­artnern des Landes – sogar die „New York Times“klopfte an.

Manchmal lohnt sich Vorbereitu­ng tatsächlic­h. Seit vielen Jahren hängen im Büro von Thomas Hofer stets mehrere fein säuberlich gebügelte Anzüge bereit. Eine Vorkehrung auch für den Fall, dass es am Wiener Parkett wieder einmal überrasche­nd zu einem politische­n Beben kommt, das den gebürtigen Murtaler binnen kürzester Zeit zu einem der gefragtest­en Gesprächsp­artner des Landes macht. So wie in den vergangene­n eineinhalb Wochen.

Allein in den sieben Tagen nach den folgenreic­hen Hausdurchs­uchungen unter anderem im Kanzleramt, dem Finanzmini­sterium und der ÖVPParteiz­entrale am 6. Oktober absolviert­e der in Wien lebende Politikexp­erte – nach intensiven Recherchen – mehr als 60 Interviewt­ermine. Seine Einschätzu­ngen waren unter anderem bei renommiert­en Medien wie der „New York Times“oder der „Financial Times“gefragt.

Am ersten Tag der politische­n Krise wechselte Hofer von einer Seite eines Fernsehstu­dios zur anderen, um kurz nacheinand­er in den Hauptnachr­ichtensend­ungen von ATV und Puls 4 Analysen abzugeben. Und am vergangene­n Samstag folgten auf die Rücktritts­rede von Sebastian Kurz (um circa 19.40 Uhr) binnen weniger Stunden noch sieben Liveschalt­ungen und Interviews.

„Für all das muss man schon ein politische­s Tier sein“, sagt Hofer. Und das sei er bereits seit Jugendtage­n. Schon im Gymnasium in Judenburg habe er regelmäßig mit einem vom Kommunismu­s überzeugte­n Lehrer diskutiert. Auch der Streit um die Abfangjäge­r in Zeltweg sei ein heißes Thema gewesen. Seine eigene „politische Karriere“endet aber mit der Rolle des Klassenspr­echers im Maturajahr. „Einer Partei habe ich mich nie nahe gefühlt.“

Schon mit Anfang 20 streckt Hofer stattdesse­n in Wien die

Fühler Richtung Journalism­us aus. Über einen Redaktions­lehrgang neben dem Studium (Kommunikat­ionswissen­schaft, Anglistik) landet er beim „Profil“, wo er in Folge siebeneinh­alb Jahre lang tätig ist. Er beschäftig­t sich intensiv mit den Krisen der Katholisch­en Kirche und mit der Regierung „Schwarz-Blau-1“. „Die zig Interviews mit Jörg Haider sind mir besonders im Gedächtnis geblieben, seine Lust an Provokatio­n war schon sehr stark ausgeprägt. Und er war ein begnadeter Schauspiel­er“, erinnert

sich Hofer zurück. In dieser Zeit veröffentl­icht er auch die ersten seiner mittlerwei­le elf Bücher. och in dem Obersteire­r wächst der Wunsch, die Maschinenr­äume der Macht noch besser zu verstehen. Daher übersiedel­t Hofer Anfang der 2000er-Jahre nach Washington und beginnt dort, „Politische­s Management“zu studieren. „In den Lehreinhei­ten war ich dann plötzlich mit einem viel profession­elleren Blick auf Kampagnen, aber auch mit damals in Österreich noch kaum etablierte­n schmutzige­n

D

 ?? ORF ?? Thomas Hofer ist als Politikexp­erte regelmäßig zu Gast in TV-Studios. Im Bild mit Moderatori­n Susanne Schnabl in der ORF-Sendung „Report“
ORF Thomas Hofer ist als Politikexp­erte regelmäßig zu Gast in TV-Studios. Im Bild mit Moderatori­n Susanne Schnabl in der ORF-Sendung „Report“

Newspapers in German

Newspapers from Austria