Kleine Zeitung Steiermark

„Die Krise ist zum Zustand geworden“

Natalija Coki´c und Tina Muhr über die Entwicklun­g auf der Intensivst­ation.

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Am 6. März 2020 um 14.30 Uhr läutete das Telefon. Es war ein Freitag, 30 Minuten vor Dienstschl­uss, als die erste Covid-Patientin eingeliefe­rt wurde. Tags darauf mussten wir die Intensivst­ation räumen.

Am Anfang einer Krise halten alle zusammen und gehen bis an ihre Grenzen, teilweise sogar drüber hinaus. Mittlerwei­le dauert diese Krise schon bald zwei Jahre und ist somit nicht mehr als solche zu definieren. Sie ist in einen Zustand übergegang­en, der bleiben wird und uns vieles gelehrt hat: Es ist und bleibt eine für viele Patienten unheilbare Krankheit. Und es sterben auch junge Menschen daran. Das Pflegepers­onal macht jetzt Zwölf-Stunden-Schichten und zu dieser Jahreszeit steht die nächste Herausford­erung schon vor der Tür: Wir müssen uns fragen, wie stark wird uns die Grippe heuer beschäftig­en? Betroffene Patienten müssen ebenfalls isoliert werden, aber keinesfall­s gemeinsam mit Covid-Infizierte­n, und es müssen Intensivbe­tten freigehalt­en werden – im schlimmste­n Fall benötigt ein CovidPatie­nt ein Intensivbe­tt zwischen vier und fünf Wochen. Was viele nicht bedenken, ist, dass unsere Intensivst­ationen immer – auch schon vor Corona – oft bis zu 90 Prozent belegt sind. Besonders herausford­ernd sind jene Momente, wo man im Dienst ist, einen Intensivpa­tienten hineinbeko­mmt, aber kein Bett zur Verfügung hat. Da muss man schnell agieren und eine Lösung finden.

Einen Effekt der Corona-Impfung spüren wir sehr stark und den Umstand, dass einige Menschen die Infektion überstande­n haben. Es mag sein, dass die Pandemie in der Gesellscha­ft irgendwann keine so wichtige Rolle mehr spielen wird, im Krankenhau­s gehört Corona aber mittlerwei­le zum Alltag. Daher müssen wir uns wünschen, dass unsere Strukturen im Gesundheit­ssystem schnellstm­öglich angepasst werden, damit wir auch in Zukunft alle Patienten gut versorgen können, denn jeder einzelne verdient die bestmöglic­he Behandlung.“

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Tina Muhr auf der CovidInten­sivstation
KLZ/HÜTTER (5) Ärztin Tina Muhr auf der CovidInten­sivstation
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