Kooperation mit Privatuni irritiert weiter
Land hat einer Wiener Privatuni neun Millionen Euro für 60 Studienplätze bezahlt – und die Kritik reißt nicht ab. Jetzt liegt ein Gutachten vor: Demnach sei die Vergabe unrechtmäßig.
Neun Millionen Euro, das ist ein großer Batzen Geld. Eine Summe, die man im steirischen Gesundheitswesen gut investieren könnte, meint Sandra Krautwaschl, Klubobfrau der Grünen. Stattdessen fließt das Geld nach Wien. Das Land Steiermark übernimmt für drei Jahre die Kosten von jeweils 20 Studierenden an der Sigmund-Freud-Privatuni.
Kosten? Besagte neun Millionen Euro. Gegenleistung? Die Studierenden verpflichten sich, zehn Jahre nach Abschluss für die Kages (Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft) tätig zu sein. Motiv? Der große Personalbedarf – man wirke dem Ärztemangel entgegen.
Das Vorgehen wirft aber Fragen auf: unter anderem, weil es keine Ausschreibung für die Kooperation mit der Privatuni gegeben hat.
Laut einer Anfragebeantwortung von Spitalslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) an die Grünen wäre die Ausschreibung nicht nötig gewesen, weil das Vertragsverhältnis ja zwischen den Studenten und der Uni bestehe. Die Opposition kontert: „Wir haben das rechtlich gründlich geprüft. Es handelt sich um eine Umgehung eines Vergabeverfahrens“, meint Krautwaschl.
An der Med Uni Graz liegt mittlerweile ein Gutachten vor, erstellt von einer Wiener Anwaltskanzlei. „Wir haben das Gutachten in Auftrag gegeben. Es kommt zum Schluss, dass man die Vergabe definitiv hätte ausschreiben müssen“, berichtet Rektor Hellmut Samonigg. Für ihn sei es zudem „absurd“, so hohe Summen für 60 Ausbildungsplätze in Wien auszugeben. Denn „mit wahrscheinlich einem Zehntel des Geldes“wären derzeitige Studierende der Med Uni Graz zu überzeugen, nach ihrem Abschluss in der Steiermark zu arbeiten.
Krautwaschl fordert jedenfalls eine sofortige Auflösung der Vereinbarung mit der Sigmund-Freud-Uni – und
eine „sinnvolle Lösung“gegen den Ärztemangel unter Einbindung der Med Uni Graz. Rektor Samonigg wiederum hat das Gutachten laut eigenen Aussagen inzwischen Landesrätin BognerStrauß übergeben. Er betont, dass es erste Gespräche zwischen Kages und Landesrätin über eine Lösung geben würde. Das wird auch im Büro Bogner-Strauß bestätigt.
Mit der Kages will Samonigg über Anreize für Studierende sprechen: „Etwa 43
Prozent der Medizinstudenten fangen in der Steiermark ihre Ausbildung bei der Kages an, was naturgemäß bedeutet, dass 57 Prozent nicht in der Kages zu arbeiten beginnen. Das ist ein großes Potenzial, das man nützen könnte.“Mit dem Land wird über eine andere Option gesprochen. Durch eine Änderung im Uni-Gesetz könnten, wie berichtet, nun auch an öffentlichen Unis Medizinplätze gesichert werden – für „Aufgaben im öffentlichen Interesse“. Das sei nur bisher in keinem Bundesland ausgeschöpft worden.
Für die Grünen ist das Thema noch nicht vom Tisch. In der nächsten Landtagssitzung am 17. Mai steht es auf der Tagesordnung.