Kleine Zeitung Steiermark

Soll die Stadt Ivica Osim ein Denkmal setzen?

Bürgermeis­terin schlägt Umbenennun­g des Stadionpla­tzes vor. Kunstexper­tin sieht Denkmäler für überholt. Sturm-Ikone Ivica Osim löst eine Debatte über Erinnerung­skultur aus.

- Von Robert Preis

Sein Tod am 1. Mai schockte nicht nur die Fanbasis des SK Sturm Graz, Ivica Osim war auch abseits des Rasens eine lebende Legende in der Stadt. Der Ruf nach ewiger Erinnerung wurde nach seinem Ableben schnell laut, doch wie wird die moderne Gesellscha­ft einem Idol heutzutage eigentlich gerecht?

Die Sozialisti­sche Jugend forderte eine Ivica-OsimStraße, eine Ehrentafel im Augarten fiel als Idee, oder sollte es eine Büste oder gar ein Denkmal sein? Nach ersten Debatten stand das Thema bei der jüngsten Stadtsenat­ssitzung nicht auf der Agenda – die Grazer Stadtpolit­ik ist sich einig, dass das

an Osim nur gemeinsam mit dessen Angehörige­n und dem SK Sturm gestaltet werden soll. Man darf also davon ausgehen, dass im Hintergrun­d intensiv darüber nachgedach­t wird.

Elisabeth Fiedler, Leiterin der Joanneums-Abteilung für Kunst im öffentlich­en Raum, spricht sich jedenfalls klar gegen die Errichtung von Denkmälern aus: „So etwas ist überholt.“Heute seien Denkmäler völlig anders definiert. Es gehe auch nicht anders, „denn wir können ja nicht alle honorigen Toten mit Statuen auszeichne­n“.

Für den Grazer Stadthisto­riker Karl Albrecht Kubinzky ist das ohnehin längst passiert. „Wir haben Tausende Straßennam­en, Zehntausen­de Grabdenkmä­ler, und das Bürgertum im 19. Jahrhunder­t hat dafür gesorgt, dass es sich in Reiterstan­dbildern in Stein und Erz verewigt hat.“Die einzige Möglichkei­t sieht er heute in der Gestaltung von Kunst am Bau.

Der künstleris­che Ansatz ist auch für Fiedler naturgemäß die bevorzugte Variante. Beste Beispiele seien das Gedenken an Kulturstad­trat Helmut Strobl (Künstlerin: Iris Andraschek) mit einer Audio-Installati­on im Kunsthaus sowie Barbara Edlingers EhAndenken

renring für Oktavia AignerRoll­ett, der ersten Ärztin in Graz. Auf einem Infoscreen sind Informatio­nen vermerkt, die sich für Frauen in Not einsetzen. Da sich die Daten aber ändern, wird am kommenden Montag, 23. Mai, nachjustie­rt und ein QR-Code beigefügt.

„Das ist ja das größte Problem moderner Mementi“, stellt Kubinzky fest, „die Technik wird kaputt, Erz und Stein währen dagegen ewig.“Angesichts der Flut an Mementi – Kubinzky spricht von „vollgestop­ften Kirchen, ausverkauf­ten Straßennam­en und einer Welt von Denkmalsym­bolen“– scheint ein angemessen­er Umgang mit dem Totengeden­ken tatsächlic­h schwierig. Was wird das moderne Graz also im „Fall Osim“tun? Die Antwort aus dem Büro von Bürgermeis­terin Elke Kahr: „Der Stadionpla­tz könnte unbenannt werden, andere Vorschläge werden derzeit nicht ernsthaft diskutiert.“Nur eines sei klar: „Ein Gedenken an Ivica Osim wird es geben. In welcher Form auch immer.“

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