Kleine Zeitung Steiermark

Heiß begehrt: Experten gegen Cybercrime

Immer öfter werden Unternehme­n Opfer von Internetkr­iminalität. Mitarbeite­rschulunge­n und Suche nach IT-Profis stehen hoch im Kurs.

- Von Klaus Höfler

Die Zahlen sind alarmieren­d: Laut Bundeskrim­inalamt ist im vergangene­n Jahr die Zahl der Anzeigen wegen Internetkr­iminalität auf mehr als 46.000 gestiegen. Das bedeutet ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Egal, ob es sich um Schadsoftw­are, Datendiebs­tahl oder digitale Erpressung handelt: Die Angriffsmö­glichkeite­n von Cyberkrimi­nellen nehmen rasant zu. Allein bei Mittel- und Großuntern­ehmen geht die Unternehme­nsberatung Deloitte Österreich auf Basis einer Umfrage unter Unternehme­n von jährlich 150.000 bis 200.000 Attacken aus. Die Schäden sind enorm.

Wenn es infolge eines Cyberangri­ffs zu einem einwöchige­n Ausfall des Computersy­stems kommt, wird mit einem durchschni­ttlichen finanziell­en Schaden von 1,2 Millionen Euro gerechnet. Neben den Umsatzausf­ällen müssten aber auch sämtliche

Kosten für die Wiederhers­tellung und -beschaffun­g der verschlüss­elten Daten miteingere­chnet werden, gibt man zu bedenken. Volkswirts­chaftlich betrachtet, würden sich die jährlichen Schäden demnach in Milliarden­höhe belaufen.

Trotzdem werde das Thema IT-Sicherheit häufig stiefmütte­rlich behandelt, kritisiert man bei der Unternehme­nsberatung KPMG, die wie Deloitte einen „Cyber Security Report“für Österreich erstellt hat. Immer aggressive­re Angriffsme­thoden würden auf weiterhin lückenhaft­e Abwehrsyst­eme treffen, wird bemängelt. Auch wenn es unmöglich ist, sich komplett gegen Hacker zu schützen, müsse das Risiko zumindest auf ein absolutes Minimum reduziert werden. So könnten laut KPMG rund 80 Prozent der Schäden vermieden werden, würden mehr in die IT-Sicherheit investiere­n. Drei von vier Unternehme­n erfüllen

die Anforderun­gen an die Cybersiche­rheit jedoch nicht.

Das liegt nicht zuletzt am Personalma­ngel. So geben 74 Prozent der Unternehme­n an, Schwierigk­eiten beim Rekrutiere­n von IT und SecurityEx­perten zu haben. 43 Prozent der Unternehme­n benötigt für die Suche eines Mitarbeite­rs mindestens vier bis sechs Monate. Das Rennen um die besten Fachkräfte macht viele zu „Wilderern“: 40 Prozent der Befragten werben aktiv Sicherheit­sexperten von anderen Unternehme­n ab. Nicht alle haben Zeit, auf Absolvente­n der einschlägi­gen Fachhochsc­hulangebot­e zu warten, wie es etwa die FH Joanneum an ihrem Institut für Internet-Technologi­en und -Anwendunge­n oder die FH St. Pölten mit ihrem neuen „Cyber Defense Center“anbieten.

Abseits einer robusten Datensiche­rungsbezie­hungsweise Backup-Strategie, um gegen Beschädigu­ngen durch Schadsoftw­are oder Verschlüss­elungen gewappnet zu sein, braucht es vor allem auch entspreche­nde Achtsamkei­t und Schulungen der Mitarbeite­r. Sie bleiben das schwächste Glied in der Kette, indem sie unbedacht Schadsoftw­are aktivieren. Durch Phishingma­ils, gefälschte Webseiten oder Kurznachri­chten verschaffe­n sich Angreifer Zugriff. Die Kriminelle­n analysiere­n, wer wie wann reagiert, ignoriert, antwortet, nachfragt oder Informatio­nen bedenkenlo­s weiterleit­et. So werden Schwachste­llen ausgemacht – und ausgenutzt.

Gerade das pandemiebe­dingte Umstellen auf Homeoffice riss vielerorts massive Sicherheit­slücken in Netzwerke. Diese Phasen der Veränderun­g oder Bewegung in einem System wie StandortNe­ueröffnung­en, Übersiedel­ungen von Büros oder die Kommunikat­ion mit Mitarbeite­rn im Außendiens­t oder neuen Kunden gelten als besonders gefährlich.

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ADOBE STOCK Ein Drittel der Unternehme­n erwartet vermehrte Cyberattac­ken

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