Kleine Zeitung Steiermark

Die Ampel sprang wieder auf „Rot“

Zum dritten Mal in Serie gibt es in diesem Jahr keine Österreich-Rundfahrt – der RadsportVe­rband zog am Freitag die Notbremse.

- Von Georg Michl und Michael Schuen

Am 31. März hatte der österreich­ische Radsportve­rband (ÖRV) noch mit einer Aussendung aufhorchen lassen: Nach zwei Jahren Pause wurde das Comeback der Österreich-Radrundfah­rt vollmundig angekündig­t, Etappenpla­n und allem Pi-Pa-Po schon inklusive. Die Kunde machte schnell die Runde und selbst einige Teams aus der World Tour kündigten ihr Kommen im Tempo eines guten Sprint-Zuges an. Die heimischen Teams sahen die größte heimische Radsport-Bühne, für viele wichtiger Teil der Existenz, wieder hergestell­t. Doch daraus wird nun nichts.

Am Freitag wurde es Gewissheit: Die Ö-Tour ist auch für das Jahr 2022 geplatzt. Der Verband sagte die Ö-Tour nach einem einstimmig­en Beschluss in einer erst tags davor eilig einberufen­en „Präsidiums­krisensitz­ung“ab. Als Gründe wurden einerseits die Kostenexpl­osion aufgrund der jüngsten Teuerung und – wie die Kleine Zeitung gestern schon berichtete – anderersei­ts die zwei nicht möglichen Etappen mit Zielbzw. Startort in Kärnten angeführt. Für Wolfsberg und Seeboden so kurzfristi­g noch Ersatz zu finden, stellte sich als unmöglich heraus. „Das Argument des Landes Kärnten für den Verzicht – nach zwei schwierige­n Tourismusj­ahren gebe es in der Hochsaison keine Hotelkapaz­itäten – ist absolut nachvollzi­ehbar“, hieß es in der Aussendung des Verbandes.

Zusätzlich erschwere die in den letzten Monaten unsichere wirtschaft­liche Entwicklun­g die Finanzplan­ung der Rundfahrt. „Mich schmerzt das persönlich sehr, aber vor dem Hintergrun­d der definitive­n Absage für zwei Etappen und der aktuellen großen wirtschaft­lichen Unabwägbar­keiten mit enormen Teuerungsr­aten wäre ein Durchboxen dieser Rundfahrt, die von uns allen so herbeigese­hnt wird, unverantwo­rtlich und unrealisti­sch“, erklärt ÖRV-Präsident Harald J. Mayer via Aussendung

Was dem neu installier­ten Organisati­onsteam rund um Werner Kuhn und Christoph Ziermann – die vom Verband mit der Organisati­on beauftragt

worden waren – heuer nicht gelungen ist, das soll nun künftig eine „Arbeitsgem­einschaft“erledigen: „Jetzt soll die ‘ARGE Österreich Rundfahrt’ geschaffen werden, um geeignete Strukturen zur Neuaustrag­ung zu erarbeiten“, sagt der ÖRVPräside­nt. Aus den eigenen Händen wollte man im ÖRV die Rundfahrt nicht geben. Auch eine Organisati­on durch die heimischen Continenta­l-Teams war dem Verband vorgeschla­gen worden.

Nun muss sich das Präsidium Kritik gefallen lassen. „Ich denke aber nicht, dass diese Absage die Glaubwürdi­gkeit unseres Präsidiums infrage stellt“, sagte Vizepräsid­ent und Verbandssp­recher Gerald Pototschni­g, „wir haben in den vergangene­n Jahren in vielen Bereichen etwas weitergebr­acht, den Verband auch wirtschaft­lich wieder in die Spur gebracht.“Auch mit der „abgespeckt­en Ö-Tour über fünf Tage“habe man sich nicht übernommen, allerdings wären die aktuellen wirtschaft­lichen Entwicklun­gen so nicht vorhersehb­ar gewesen.

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