Kleine Zeitung Steiermark

Ironische Melancholi­ker

„Greatest Hits“versprache­n die Pet Shop Boys: Verspreche­n gehalten.

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Dass in die Jahre gekommene Pop-Acts in Konzerten ihre Glanzzeite­n Revue passieren lassen, ist wirklich nicht neu. Die Pet Shop Boys treten jetzt dazu an. Mit der für sie typischen, sanften Ironie versuchen sie gar nicht erst, das zu leugnen: „Dreamworld – The Greatest Hits World Tour“heißt die Show, die das Duo im Lauf des Jahres noch an illustre Orte wie den Madison Square Garden in New York bringen wird. Aber zuerst musste man in den Gasometer, für den erst zweiten Abend der Tournee. Man war eventuell also noch in der Findungsph­ase.

Ganz rund war es auch nicht, was Neil Tennant und Chris Lowe ablieferte­n. Daran, dass die Band zu wenig „größte Hits“für ein solches Konzert hätte, lag das definitiv nicht. Das Konzert war nicht nur mit starken Songs gespickt, es führte die vielen wundervoll­en Widersprüc­he dieser merkwürdig­en „Band“vor Augen und Ohren: die Partymusik, die tief im

Melancholi­schen wurzelt. Das ständige Kreisen zwischenme­nschliche Probleme, gebrochen durch Ironie. Der fette Sound und das totale Understate­ment, die süßen Melodien und das nüchterne BandDesign, das Technoide und das Emotionale, das bombastisc­he Stampfen der Beats und Tennants sanfte Männerstim­me. Die Pet Shop Boys haben uns gelehrt, dass all dies keine Widersprüc­he sind.

Was in Wien als totale AntiShow hinter bizarren Masken begann, verändert sich mit ein paar Kostümwech­seln und ziemlich schönen, zum Glück nicht zu dominanten Lichtspiel­en dann allmählich doch zur publikumsf­reundliche­n Retro-Veranstalt­ung. „Go West“funktionie­rt halt nicht mehr, das wurde in Tausenden Fußballsta­dien irreparabe­l beschädigt. Dennoch: Die Pet Shop Boys waren da und spielten ihre Hits. Und dagegen lässt sich nun wirklich nichts sagen.

Martin Gasser

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APA/WIESER Neil Tennant im Gasometer Wien

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