Kleine Zeitung Steiermark

Die schiefe Steuerstru­ktur gehört geradegerü­ckt

- Barbara Blaha

Pflegekräf­te, Bäckerinne­n, Paketboten zahlen rund ein Drittel ihres Einkommens an Steuern und Abgaben. Die Vermögen der reichsten Menschen Österreich­s tragen hingegen kaum zum Staatshaus­halt bei. Eigentlich wäre es naheliegen­d, dass jene, die mehr haben, auch mehr beitragen. Wer wenig hat, braucht jeden Euro im Alltag – Essen kaufen, Miete zahlen, Wohnung heizen. Das gilt besonders jetzt, wo die Preise gerade in diesen lebensnotw­endigen Bereichen in die Höhe schießen. Steuern sollten arme Menschen kaum, hohe Steuern schon gar nicht zahlen.

Praktisch sieht es allerdings ganz anders aus, denn die österreich­ische Steuerstru­ktur liegt gewaltig schief: 80 von 100 Steuereuro­s stammen von Arbeit und Konsum. Wer täglich arbeiten geht, trägt viel bei. Nur drei von 100 Euro kommen hingegen von vermögensb­ezogenen Steuern. Über die Körperscha­ftsteuer zahlen Unternehme­n sechs von 100 Euro – zusammen gerade einmal neun von 100 Steuereuro­s aus Vermögens- und Unternehme­nsgewinnen. Wer also sein Vermögen für sich arbeiten lassen kann, trägt wenig bei.

Daran ändert auch die Steuerrefo­rm nichts, im Gegenteil: Die Körperscha­ftssteuer sinkt von 25 auf 23 Prozent – ein Steuergesc­henk, das zu 90 Prozent auf den Haushaltsk­onten der reichsten zehn Prozent landet. Steuern auf Vermögen und daraus resultiere­nde Einkommen sinken ohnehin seit Jahrzehnte­n. Die Abschaffun­g der Vermögenst­euer 1993 hat den Anteil am Steueraufk­ommen um fast ein Drittel reduziert. Das Geld, das dem Staatshaus­halt dadurch verloren geht, fehlt im Sozialsyst­em. ie Chance auf mehr Steuergere­chtigkeit hat die Regierung bei der Steuerrefo­rm verpasst. Der Handlungsb­edarf durch die Inflation öffnet ein Fenster, dieses Versäumnis anzugehen: Werden Vermögen, Erbschafte­n und Gewinne endlich entspreche­nd besteuert, können wir den Faktor Arbeit entlasten.

„Werden Vermögen, Erbschaft und Gewinne endlich entspreche­nd besteuert, können wir den Faktor Arbeit entlasten.“

Dleitet die soziallibe­rale Denkfabrik Momentum Institut.

Newspapers in German

Newspapers from Austria