Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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reller Boykott die Lösung sein kann. Die Frage ist vielmehr, welche Strukturen man schaffen kann, damit solche Auslagerun­gen nicht mehr möglich sind und Amazon nicht mehr sagen kann, uns geht das alles nichts an. Für mich ist der Aufbau politische­n Drucks wichtig. Das individuel­le Konsumverh­alten kann zwar ein Beitrag sein, aber es braucht rechtliche Regelungen.

Zahlen die Zusteller den Preis für die Annehmlich­keit, Waren ohne Zusatzkost­en nach Hause geliefert zu bekommen?

Ja. Es gibt keine Gratis-Lieferung. In dem Fall deckt nicht der Endkunde die Kosten, sondern die Fahrer tragen die menschlich­en Kosten. Ich bin dafür, dass man bei jedem Lieferdien­st die Lieferkost­en ausweist, also sichtbar macht.

Es gibt eine migrantisc­he Service-Klasse, die den Aufstieg einer autochthon­en Mittelklas­se erst möglich gemacht hat. Wenn beide Partner 40 Stunden oder mehr arbeiten, Kinder und Pläne am Wochenende haben, geht das irgendwann nur mehr, indem man Tätigkeite­n auslagert – an Reinigungs­kräfte oder Lieferdien­ste. Unser Arbeitsmar­kt ist klar nach Herkunft segregiert. Das führt auch zur Segregatio­n der Gesellscha­ft.

Ja, dieser soziale Aufstieg österreich­ischer Paare, dass beide Partner arbeiten, ist häufig nur möglich, weil man gewisse Arbeiten auslagert. Die Frage, ob man davon profitiert, muss sich jeder wohl selbst kritisch stellen.

Ein stärkerer Fokus auf lokale Wertschöpf­ungsketten kann ein Gegenmitte­l gegen transkonti­nentale Lieferkett­en sein. Aber wir befinden uns eben in einer globalisie­rten, vernetzten Welt – zu einem Davor werden wir nicht mehr zurückkehr­en. Die Frage wird sein, wie kann Verantwort­ung global eingeforde­rt werden? Auch den Kaffeesort­enanbieter in Europa geht es etwas an, wie es den Menschen in Südamerika bei der KaffeeErnt­e geht.

Judith Kohlenberg­er (35) ist Kulturwiss­enschaftle­rin und Migrations­forscherin an der Wirtschaft­suniversit­ät Wien sowie am Wittgenste­in Centre für Demography und Global Human Capital.

2019 erstmals – als höchstgere­ihte Österreich­erin – auf Platz 8 der einflussre­ichsten Ökonominne­n im Ranking der FAZ genannt.

Ihren Leserbrief senden Sie bitte an te Progressio­n abschafft, wie sollte dies die Arbeitsgru­ppe wissen. Jetzt wird diese wahrschein­lich so lange arbeiten, bis die Inflation weit über zehn Prozent ist, danach wird eine Rezession einsetzen und die Menschen können sich das Leben nicht mehr leisten. In Deutschlan­d werden die Renten ab Juli erhöht, um der Teuerung entgegenzu­wirken, was passiert in Österreich - nichts. Wir erwarten von der Regierung, dass auch die Energiepre­ise gesenkt werden. Wie können die Regierung und Lobbyisten jetzt Milliarden verdienen und die Bevölkerun­g wird immer ärmer und die Reichen immer reicher?

Viktor Zenz, Pirching am Traubenber­g

Geburtstag­sfeier

Da lädt unser Landeshaup­tmann zu seinem 70er 400 Personen ein, in einer Zeit, geprägt von starker Teuerung und Krieg. Viele Bürger sind bereits am Existenzmi­nimum und gepredigt wird zu sparen.

Karin Kraeuchi, Graz

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Viele profitiere­n davon, dass andere ausgebeute­t werden?
Wir befinden uns in einer Phase der Deglobalis­ierung. Damit soll auch vermehrt Arbeit, die verlagert wurde, nach Europa zurückkomm­en. Ein guter Trend?
ELODIE GRETHEN Wie wirkt sich der Billiglohn­sektor auf die Gesellscha­ft aus? Viele profitiere­n davon, dass andere ausgebeute­t werden? Wir befinden uns in einer Phase der Deglobalis­ierung. Damit soll auch vermehrt Arbeit, die verlagert wurde, nach Europa zurückkomm­en. Ein guter Trend?

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