Kleine Zeitung Steiermark

Österreich­s Griff nach den Sternen

Hauchdünn schrammte Österreich an einer Sensation vorbei. Wie ein Sieg wurde der Punktgewin­n gegen die USA gefeiert. Bader zeigt sich stolz, heute ist Ruhetag.

- Von Martin Quendler

Glauben Sie an Wunder?“, lautete einst die legendäre Suggestiv-Frage eines TVKommenta­tors. Bekannt wurde dieser Moment später als „Miracle on Ice“von Lake Placid 1980. Eine US-Collegeman­nschaft besiegte die übermächti­gen Sowjets bei Olympia mit 4:3. Vielleicht mag es pathetisch klingen, aber der Punktgewin­n Österreich­s gegen die USA (2:3 n. V.) hat durchaus die Dimensione­n eines (kleinen) Eishockey-Wunders.

Warum? Auf der einen Seite gestandene bzw. zukünftige NHL-Profis, die in allen Facetten über mehr individuel­le Qualität verfügten. Das kleine Österreich hingegen musste aus diversen Gründen schon im

Gruppe B:

Österreich –USA

(1:0, 1:1, 0:1; 0:1)

Tore: Nissner (15.), P. Huber (35.) bzw. Bellows (35.), Gaudette (49.),

Hughes (64.).

Norwegen – Großbritan­nien (1:0, 2:0, 0:3; 0:0)

Tschechien – Schweden (1:1, 1:3, 1:1)

1. Finnland

2. Schweden

3. USA

4. Tschechien 5. Norwegen 6. Österreich

7. Großbritan­nien 8. Lettland 2 2 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0

Gruppe A:

Italien – Kanada Frankreich – Kasachstan Dänemark – Schweiz 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 1 1 2

2:3 n.V.

4:3 n.P. 7:1 8:4 7:3 8:6 4:8 3:6 4:9 2:6

3:5

6 6 5 3 2 1 1 0

1:6 2:1 0:6

WM-Vorfeld auf wichtige, erfahrene Spieler verzichten. So finden sich im rot-weiß-roten Aufgebot nicht weniger als 14 WM-Neulinge, die in Tampere möglicherw­eise sogar auf dem Eis ihren Vorbildern aus Jugendtage­n in Fleisch und Blut gegenübers­tehen. Und siehe da, Österreich gibt sich mit einem Punktgewin­n (selbst gegen die USA) nicht zufrieden: „Es ist schon ein bisschen bitter, nicht gewonnen zu haben. Vor allem in den ersten beiden Abschnitte­n haben wir sehr gut gespielt, im letzten Drittel haben wir den Puck aber immer wieder zu leichtfert­ig hergegeben. Dennoch können wir mit viel Selbstvert­rauen in die nächsten Spiele gehen“, resümierte Marco Kasper, der zu Österreich­s bestem Spieler gewählt wurde.

Das Team von Roger Bader schien auf die Standard-Spielzüge gut vorbereite­t, machten in der neutralen Zone dicht. Im Gegensatz zum SchwedenSp­iel wurde den Österreich­ern mehr Scheibenbe­sitz zuteil. Für das 1:0 sorgte das Team in RotWeiß-Rot: Kasper, der sich in einer Aktion zuvor sehenswert durch die US-Reihen tanzte, bediente Benjamin Nissner am kurzen Pfosten und der zeigte sich abgebrüht. Und gleich im

Anschluss hatte Benjamin Baumgartne­r das 2:0 am Stock (15.). Nach der ersten Pause präsentier­ten sich die Favoriten deutlich aggressive­r. Und die Österreich­er wurden richtiggeh­end eingeschnü­rt. Ein geblockter Schuss von Kapitän Thomas Raffl wurde von der Spielerban­k bejubelt, als hätte er das 2:0 erzielt. „Unser Teamspirit ist einfach unglaublic­h, wir sind als Einheit richtig zusammenge­wachsen“, merkte Ali Wukovits an. Bitter: Benjamin Baumgartne­r humpelte verletzt vom Eis, kehrte nicht zurück und dürfte ausfallen.

Österreich wehrte sich erfolgreic­h. Einerseits lieferte David Kickert starke Paraden, zum anderen fehlte den US-Amerikaner­n bei Top-Chancen die Präzision. Und wie aus dem Nichts trafen die Österreich­er. Eine

schnelle Befreiung führte zu einem 3:2-Konter. Schnurgera­de Pässe von Haudum über Wukovits zu Paul Huber schloss er zur 2:0-Führung ab. Doch der Jubel über den Vorsprung währte nicht lange. USA konnte postwenden­d verkürzen. Im Schlussabs­chnitt kündigte sich der Ausgleich an. Noch in der regulären Spielzeit entwickelt­e sich ein offener Schlagabta­usch. Doch das nötige Glück war aufgebrauc­ht. In der Verlängeru­ng traf Schneider nur Metall, im Konter erzielte Luke Hughes den Sieg. Bader: „Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Spieler.“Heute erhält das Team eine Verschnauf­pause.

„Making miracles“lautet der WM-Slogan. Doch bei aller Euphorie: Das eigentlich­e Ziel, der Klassenerh­alt, darf nicht aus den Augen verloren werden.

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GEPA Brian Lebler holte mit Österreich gegen die USA sensatione­ll einen Punkt
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