Kleine Zeitung Steiermark

Auf dem Weg in den Untergang

Die deutsche Erfolgsser­ie „Das Boot“geht in die dritte Staffel und dekliniert neuerlich die Schrecken des Zweiten Weltkriegs durch.

- Von Susanne Rakowitz

Willkommen in der Hölle!“So wird einer der Altgedient­en die Neuankömml­inge begrüßen, die im Frühjahr 1943 noch für das letzte deutsche Aufgebot im Zweiten Weltkrieg eingezogen wurden. Falsch ist diese Drohbotsch­aft nicht, denn die U-Boote, die jetzt ausfahren, sind oft nichts anderes als schwimmend­e Särge. L. I. Ehrenberg (Franz Dinda) bereitet in Kiel nicht Mensch, sondern Maschine auf den Wahnsinn vor. Den Menschen verschweig­t man lieber, was da alles noch auf sie zukommen wird.

Anders als geplant, muss auch Ehrenberg noch einmal abtauchen, als Kaleun wider Willen einer Truppe, die die perfekte Besetzung für ein Himmelfahr­tskommando ist – eine explosive Mischung aus Fanatismus, jugendlich­em Leichtsinn und null Kompetenz. Wie schon in den ersten beiden Staffeln fächert auch die dritte Staffel der Sky-Erfolgsser­ie „Das Boot“gleich mehrere Schauplätz­e auf: Gestapo-Mann Hagen Forster (Tom Wlaschiha) ermittelt im U-Boot, in Kiel und in Portugal, und der britische Commander Swinburne (Ray Stevenson) macht à la Captain Ahab wie manisch Jagd auf deutsche UBoote.

Wie schon in den ersten beiden Staffeln schafft es die Serie, die Spannung an allen Schauplätz­en über zehn Folgen aufrechtzu­erhalten und die Handlungss­tränge sukzessive bis zum Ende hin zusammenzu­führen. Bei jenen Charaktere­n, die seit Beginn der Serie mit dabei sind, wie L. I. Ehrenberg oder Hagen Forster, schärft man noch einmal nach. Wobei manche Entwicklun­g vielleicht doch zu vorhersehb­ar ist.

Was sich spannend als eine Art roter Faden durch die Serie zieht, ist diese Mischung aus

Endzeitsti­mmung und unendliche­r Einsamkeit, die alle Charaktere in irgendeine­r Form erfasst, selbst wenn sie wie die Sardinen zusammenge­drängt in einem U-Boot ausharren müssen.

Es sind diese emotionale­n Achterbahn­fahrten, die die Menschen glaubwürdi­g an ihre äußersten Grenzen bringen. Ob sie sich jemals davon erholen werden? Eher nicht. Zwischen verkrampft­em Festhalten am sukzessive bröckelnde­n Heldentum und reinem Überlebens­trieb changieren die Teilnehmen­den auf diesem Spielfeld, das ihnen langsam entgleitet. Dieser Überlebens­kampf, der alles durchzieht, der lässt sich so gut anders lesen, als vermeintli­che Kriegsgewi­nner für gewöhnlich postuliere­n: Im Krieg gibt es einfach keine Gewinner.

„Das Boot“: Staffel 3 auf Sky.

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