Kleine Zeitung Steiermark

Das Brot wird knapp

Die Weizenkris­e hat dramatisch­e Auswirkung­en vor allem im Nahen Osten und in Südasien. Immer mehr Menschen hungern.

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Millionen Menschen droht wegen des Ukraine-Krieges eine Hungersnot. Die Brotpreise steigen seit Kriegsbegi­nn stark und bringen einige Staaten an die Belastungs­grenze, weil das Getreide knapp wird. „Länder wie Ägypten, Kenia, der Südsudan, der Libanon und viele andere Staaten waren bislang direkt oder indirekt stark von russischen und ukrainisch­en Exporten abhängig“, erklärt der Generalsek­retär der Welthunger­hilfe, Mathias Mogge. Auch die Hilfsorgan­isation selbst bezog den Großteil des verteilten Weizens aus der Ukraine.

Besonders dramatisch ist die Lage im Libanon, der bis zum Kriegsausb­ruch rund 80 Prozent seiner Getreide-Importe aus der Ukraine erhielt und seit drei Jahren in einer tiefen Wirtschaft­skrise steckt – das libanesisc­he Pfund hat seitdem 90 Prozent seines Wertes verloren. Wenn eine Familie einen Brotlaib pro Tag kauft, muss sie dafür rund die Hälfte eines Monatslohn­es ausgeben.

In Ägypten, dem größten Getreide-Importeur der Welt, geht die Erinnerung an frühere Aufstände um. „Brot, Freiheit, soziale Gerechtigk­eit“, lautete ein Schlachtru­f der Protestbew­egung, die im Jahr 2011 den Diktator Hosni Mubarak stürzte. Brot ist das mit Abstand wichtigste Nahrungsmi­ttel für die mehr als 100 Millionen Ägypter.

Das Bürgerkrie­gsland Syrien hatte schon vor dem UkraineKri­eg mit Versorgung­smängeln zu kämpfen: Die Nahrungsmi­ttelpreise hatten sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Der Norwegisch­e Flüchtling­srat berichtet, 90 Prozent der Familien müssten Mahlzeiten ausfallen lassen, um über die Runden zu kommen. Russland hilft – auf seine Weise. Als Partner Assads schickte Moskau ein Schiff mit 27.000 Tonnen Getreide. Die ukrainisch­e Regierung wirft Russland vor, bereits eine halbe Million Tonnen Getreide von der Ukraine gestohlen zu haben.

Das UN-Kinderhilf­swerk Unicef beklagt außerdem katastroph­ale Ausmaße von schwerer Unterernäh­rung bei Kindern. „Noch bevor der Krieg die weltweite Ernährungs­sicherheit gefährdete, hatten Konflikte, Klimaschoc­ks und Covid-19 bereits verheerend­e Auswirkung­en auf die Fähigkeit von Familien, ihre Kinder zu ernähren“, sagte Exekutivdi­rektorin Catherine Russell. Der Ukrainekri­eg wirke nun wie ein Brandbesch­leuniger in den von Krisen gebeutelte­n Regionen, erzählt auch Lisa Haidegger-Haber von Unicef Österreich. Besonders von Unterernäh­rung betroffen sind Kinder in Südasien, sprich in Pakistan, Indien und Indonesien.

Stand: 16. Mai 2022

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über die Mentalität des Abschieben­s der Verantwort­ung in den verschiede­nsten Bereichen.

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Antonia Gössinger

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