Schnitzel um 149 Euro – aber nur für Stromanbieter
Mit einem „Menü für Energieversorger“protestiert ein Wirt aus dem Gesäuse gegen die hohen Strompreise. In der Politik ortet er eine „Vogel-Strauß-Taktik“.
Ein Wienerschnitzel um 149 Euro, dazu ein gemischter Salat mit Kernöl um 54 Euro und davor eine Frittatensuppe um 43 Euro? Dieses durchaus hochpreisige Menü ist im Wirtshaus „Hoamat“im Gesäuse einer exklusiven Personengruppe vorbehalten: den Energieversorgern. Erdacht hat es Wirt Ulrich Matlschweiger, die neueste Strompreisvorschreibung vor Augen. Stieg der Preis für seinen Betrieb doch innerhalb weniger Monate zuerst von 300 auf 1700 Euro, und dann gar auf 5200 Euro.
„Diese Preissteigerungen angesichts der derzeitigen Lage zu erwirtschaften, gleicht einem Kunststück.“Deswegen dreht Matlschweiger in seiner Küche in Großreifling (Landl) den Spieß um: „Ich bitte jene zur Kasse, die mit der Energiekrise Geld machen. Die Stromerzeuger zahlen jetzt den zehnfachen Preis, mein normaler Kunde den einfachen – damit sind die Kosten gedeckt“, sagt er und fügt hinzu: „Das Leben ist so hart, dass du Humor brauchst, um das durchzustehen.“
Auch wenn sein Menü ein scherzhafter Fingerzeig sein soll, ist Matlschweiger die Botschaft dahinter ernst. Österreich halte sich an Regeln, „die keinen Sinn ergeben“, meint der 34-Jährige und bezieht sich auf das Merit-Order-Prinzip. Demnach bestimmt das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung des Strombedarfs notwendig ist, den Preis. „Das ist so, als ob plötzlich alle Wirte in Österreich 25 Euro fürs Schnitzel verlangen sollen – nur, weil der Teuerste das so macht.“
Er sieht die Politik in der Verantwortung: „Sie muss mit einem Strompreisdeckel einschreiten und auch die Merit-Order außer Kraft setzen. Es ist besser, einen Stromanbieter an die Wand zu fahren, als die gesamte Wirtschaft.“In der Politik herrsche aber eine „VogelStrauß-Taktik: Wenn in der Regierung nur Jasager sitzen, hat die Person, die das Sagen hat, ein leichtes Spiel.“
Der Wirt hat sein Stromschicksal deswegen selbst in die Hand genommen: „Ich habe alle angerufen, die ich kenne und sie um Hilfe gebeten.“Mittlerweile hat er einen neuen Stromanbieter gefunden und zahlt 67 Cent/ kWh statt wie angekündigt 90 Cent. „Es braucht aber eine Lösung für alle, egal ob Betrieb oder Privatperson.“Sein besonderes Menüangebot für Energieversorger gilt daher auch weiterhin: „Tischreservierungen nehme ich jederzeit gerne entgegen.“