Kleine Zeitung Steiermark

Teuerung trifft Studierend­e ganz anders

Semesterst­art mit Sparkurs ist für viele junge Menschen an Uni oder FH angesagt. Wo die Studierend­en die Teuerung besonders spüren.

- Von Anna Stockhamme­r ÖH-Sozialrefe­rentin Weissenböc­k Tatsächlic­h bekommen

Die Hörsäle sind wieder voll. Am Campus tummeln sich die Menschen. Für rund 380.000 junge Österreich­erinnen und Österreich­er ist gestern das Studentenl­eben (wieder) losgegange­n.

Was Corona betrifft, gibt es so wenige Einschränk­ungen wie in den vergangene­n zwei Jahren nicht mehr. Längst bestimmt ein anderes Thema das Leben vieler Studierend­er: Teuerung.

Vom Start in ein „existenzge­fährdendes Krisenseme­ster“sprach am Montag die Österreich­ische Hochschüle­rinnenscha­ft (ÖH). Drastische Worte findet Keya Baier aus dem ÖHVorsitzt­eam: die „Viele wissen einfach nicht, ob sie ihr Studium abbrechen müssen. Die Situation ist noch unsicherer, als sie in den letzten Jahren schon war.“

Bei der Sozialbera­tung melden sich derzeit so viele Studierend­e wie noch nie, bestätigt die zuständige Referentin Katharina Weissenböc­k. Sie spricht von einem „Allzeithoc­h“bei den Anfragen. „Wir merken, dass sehr viele Studierend­e existenzie­lle Fragen haben, gerade was die Energiekos­ten betrifft.“Die Betroffene­n würden zum Beispiel nicht wissen, wie sie sich ihre Wohnung oder die Stromnachz­ahlung leisten sollen. Studierend­e, deren Budget schon vor der Teuerung knapp war, die aus dem Ausland kommen, zusätzlich Eltern sind oder neben dem Studium arbeiten, seien jetzt besonders betroffen.

junge Menschen die Inflation und die Teuerung anders zu spüren als ältere. Das haben Sebastian Koch und seine Kollegen vom Institut für Höhere Studien genauer untersucht. „Je nach Präferenze­n und Lebensstil gibt es Unterschie­de“, erklärt Koch. Studierend­e würden tendenziel­l weniger Geld für Lebensmitt­el ausgeben und spüren deshalb die Teuerung beim Einkaufen nicht so sehr. Außerdem besitzen die meisten kein Auto,

steigende Spritpreis­e bekommen die Jungen nicht so mit.

Allerdings trifft es sie beim Wohnen umso mehr. „Die unter 30Jährigen mieten mehr als alle anderen Altersgrup­pen“, sagt Koch.

Die Mietkosten, die explodiere­nden Stromund Gaspreise werden die jüngeren Menschen auch in Zukunft am meisten belasten, davon geht Koch aus.

Dazu kommt, dass Mieten generell immer teurer wird. Die Mietpreise für Kleinwohnu­ngen bis 40 Quadratmet­er haben sich laut einer immowelt-Analyse von 2021 auf 2022 in den meisten Universitä­tsstädten verteuert.

Die ÖH fordert von der Regierung jetzt mehr und zielgerich­tete Maßnahmen für Studierend­e. Den Energiegut­schein konnten etwa die, die im Wohnheim leben, nicht nützen, kritisiert Sozialrefe­rentin Weissenböc­k. Sie plädiert dafür, dass allen jungen Menschen das Studieren ermöglicht wird und nicht nur jenen, deren Eltern es sich leisten können. Die Teuerung bedrohe aber eben gerade die, bei denen das Geld so und so schon fehlte.

„Muss halt für mein Geld arbeiten“

Martha, 24: Ich studiere Molekularb­iologie und arbeite Teilzeit daneben. Das ist schon anstrengen­d. Aber wenn man nichts anderes hat, dann muss man halt für sein Geld arbeiten. Mit dem Auto fahre ich gar nicht mehr. Ich lebe bei meiner Mama, also noch geht es mit der Teuerung.

„Man schränkt sich schon ein“

Elias, 20: Ich bin im ersten Semester des Umweltsyst­emwissensc­haften-Studiums. Ich bin frisch hergezogen. Bei den Lebensmitt­eln fällt die Teuerung auf. Man schränkt sich schon ein. Ob ich Essen bestelle oder essen gehe, überlege ich zwei Mal. Das ist für mich zum Luxus geworden.

„Verzichte teils aufs Fortgehen“

Jeanette, 19: Ich studiere Soziologie. Ich merke schon, dass alles sehr ins Geld geht. Ich verzichte zum Beispiel teils aufs Fortgehen. Meine Eltern helfen mir sehr, ich arbeite im Sommer auch immer. Ich wohne bei meinen Eltern und hab im Monat ca. 400 Euro zur Verfügung. Umfrage: Marion Mayr

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IHS Koch vom Institut für Höhere Studien
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