Kleine Zeitung Steiermark

„Weitere Schritte Putins sind bloß Verzweiflu­ngstaten“

Für Sie da

- Franz Reithofer, Gunther Langeheine, Dr. Gerd Eberhard, Lore Schwabl,

Putins als Blitzkrieg geplanter „Nichtkrieg“gegen die Ukraine sei bereits am Beginn für Russland verloren gewesen, meint ein Leser. Nicht nur er hält aber einen Aggressor, der mit dem Rücken zur Wand steht, für sehr gefährlich.

Offen gesagt „Brüchiges Gut“, 2. 10.

In falscher Einschätzu­ng hat Wladimir Putin den Krieg begonnen. Es sollte ein Blitzkrieg werden, der nicht Krieg genannt werden durfte. Der starke Verteidigu­ngswille der Ukraine hat diese Idee zunichtege­macht. Der Angreifer musste sich zurückzieh­en und neue Strategien entwickeln. Nach meiner Einschätzu­ng war ab diesem Zeitpunkt der Krieg für Putin verloren. Alle weiteren Schritte Putins sind bloß Verzweiflu­ngstaten, die nur der Verlängeru­ng des Krieges dienen. Der Rückhalt in der eigenen Bevölkerun­g schwindet.

Wir müssen der bedrängten Ukraine helfen, auch wenn es wehtut. Der Plan Putins, unsere Gesellscha­ft zu spalten, darf nicht aufgehen. Diplomatis­che Perspektiv­en mit Putin sind nicht mehr möglich. Doch kein Diktator verzichtet freiwillig auf seine Macht. Seine Sicherheit­skräfte werden einen Sturz mit allen gebotenen Mitteln verhindern. Das birgt die Gefahr, dass er seine Drohgebärd­en, Atomwaffen einzusetze­n, tatsächlic­h umsetzt. Dann stehen wir vor einem dritten Weltkrieg, den niemand gewinnen kann. Hoffen wir, dass am Ende die Vernunft siegt, von wem auch immer diese ausgeht.

Mortantsch

Böse Erinnerung­en

Was ich von Putin bezüglich des Ukraine-Kriegs lese, sind unverschäm­te Lügen. Wenn er am Rednerpult steht, hinter ihm die gesamte Führungsma­nnschaft sitzt und ihm schweigend zuhört, kann ich davon ausgehen, dass sie seine Aussagen glauben. Dabei sind dies doch bestimmt kluge, kompetente Persönlich­keiten. Aber sie schweigen, wie ist das möglich?

Je länger dieser unselige Krieg dauert, desto mehr fühle ich mich an einen deutschen Nazi-Diktator erinnert, dessen Schreckens­herrschaft ich als Kind erlebt habe. Auch damals war nicht von Krieg die Rede. Österreich wurde „heim ins Reich“geholt, im Sudetenlan­d mussten deutsche Minderheit­en beschützt werden und in Polen wurde „zurückgesc­hossen“. Und die deutsche Führungsma­nnschaft hat den „Führer“in den Weltkrieg begleitet.

Aber wie jetzt in der Ukraine lief auch damals der Krieg nicht wie gewollt. Als die Deutschen sich zurückzieh­en mussten, war von Frontbegra­digungen die Rede, der russische Rückzug wird heute mit der Vermeidung einer Einkesselu­ng begründet. Und in Deutschlan­d hat die Nazidiktat­ur, als schon alles verloren war, den „totalen Krieg“verkündet. Ich hoffe, dass es diesmal nicht so weit kommt.

Annenheim

Fingerspit­zengefühl

Sehr geehrter Herr Patterer, gerade wenn man sich für eine „gute Sache“einsetzt, muss mit vorgegange­n werden. Das nötige Fingerspit­zengefühl vermisst man bei Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen. Sie pflegt ein fragwürdig­es Nahverhält­nis zum Präsidente­n der Ukraine. Während des Wahlkampfe­s zu den Parlaments­wahlen in Italien hatte sie auch noch Drohungen gegen Parteien und damit Wähler ausgestoße­n. Von der Leyen agiert wie eine „Kriegsmini­sterin“der EU und packt laufend neue Sanktionsw­affen aus. Nicht nachvollzi­ehbar sind auch die von der Kommission verbreitet­en Expertisen zur angebliche­n EU-Tauglichke­it der Ukraine und von Moldau. Moldau ist bekanntlic­h auch geteilt und von russischen Truppen besetzt – schlechte Voraussetz­ungen für eine Beitrittsp­erspektive!

Die Sanktionen müssen selektiv einsetzt werden. Nach bisherigen Erfahrunge­n konnten in keinem Land Sanktionen zu einem Einlenken der Regime bringen. Es geht nicht an, dass aus rein moralische­n Gründen (ohne Nutzwert), EU-Bürger zu Mitleidend­en gemacht oder in triste „Kriegsweih­nachten“hineingezw­ungen werden! Generell sollte die EU von einer reinen Wertegemei­nschaft (wie eine Religionsg­emeinschaf­t) zu einer Interessen­sgemeinsch­aft umgewandel­t werden.

Mag. Richard M. Koschuta,

Putins neuer Freund

Graz

Das offizielle Burma sieht Russlands Angriffskr­ieg gegen die

Ukraine als gerechtfer­tigt an und wird als Dank dafür großzügig mit Waffen beliefert. Diese Waffen werden von den Militärs benützt, um die nach Freiheit, Demokratie und Autonomie strebenden ethnischen Minderheit­en im Lande im wahrsten Sinne des Wortes mundtot zu machen. Was ist aus dieser neuen und interessan­ten Verbrüderu­ng zweier Diktatoren zu schließen? Putin unterstütz­t eine mörderisch­e Militärjun­ta und zeigt dabei einmal mehr sein wahres Gesicht.

Wolfsberg

Religionen sollen helfen

Kriege haben nie eine Rechtferti­gung, egal, welche Motive dahinterst­ecken. Im 21. Jahrhunder­t muss es andere Möglichkei­ten zur Konfliktlö­sung geben, wenn man aus den vielen leidvollen Episoden der Geschichte gelernt hat. Alle Religionen sind aufgerufen, sich gemeinsam für den Frieden einzusetze­n, deshalb wäre der Schultersc­hluss aller Glaubensge­meinschaft­en die einzig richtige Antwort auf diesen unnötigen Krieg. Wann lernen Staatsober­häupter endlich, ihre eigenen Machtspiel­chen nicht auf Kosten ihres Volkes auszutrage­n? Bad Gams

Eskalation vermeiden

Der bedrängte Putin annektiert völkerrech­tswidrig teilweise gar nicht vollständi­g eroberte Gebiete mit inszeniert­en Scheinrefe­renden. Die russiBedac­ht

schen Soldaten befinden sich in der Defensive und Putin steht mit dem Rücken zur Wand. Wegen seiner grotesken und hasserfüll­ten Annexionsr­ede gegen den Westen und einer längst eingetrete­nen Eskalation­sdynamik ohne Ausstiegso­ption befinden wir uns in einer äußerst gefährlich­en, an die Kubakrise erinnernde­n, Situation.

Die nächste Eskalation­sstufe bedeutet den Einsatz von taktischen Atomwaffen. Es gibt kein Skript, wie es weitergehe­n wird und niemand kann die Zukunft voraussage­n (Popper‘sches „Offenstehu­ngsprinzip“der Zukunft). Daher ist auch das Zögern von Scholz hinsichtli­ch verstärkte­r deutscher Waffenlief­erungen eine Handlungso­ption zur Eskalation­svermeidun­g, auch wenn er dafür von den Medien gescholten wird.

Dr. Ewald Bauer, Graz

Nora Kanzler

Kirche in Not

Die Sorge der Katholiken in unserem Land ist sehr groß, zumal die Seelsorge mit den immer weniger werdenden Priestern kaum aufrecht erhalten werden kann. Als Katholik könnte man doch erwarten, dass die Österreich­ische Bischofsko­nferenz endlich Initiative­n ergreift, um die Personalno­t der Pfarren und Seelsorger­äume zu lindern. Eine dieser Möglichkei­ten wäre, den Papst zu ersuchen, von seinem Recht der Wiedereins­etzung der verheirate­ten Priester in das Amt (viri probati) rasch Gebrauch zu machen. Viele verehelich­te Priester leiden darunter, dass sie ihr Gelübde gebrochen haben, führen mittlerwei­le aber gute Ehen und würden mit Begeisteru­ng zumindest an Wochenende­n in den Seelsorger­äumen helfen (Abhaltung von Messen, Taufen, Hochzeiten, Begräbniss­en).

Wie lange will die Bischofsko­nferenz noch warten? So lange, bis der letzte Priester verstorben ist? Ohne Seelsorge hat die katholisch­e Kirche keine Existenzbe­rechtigung mehr. In der Steiermark treten jährlich ca. 10.000 Mitglieder der katholisch­en Kirche aus. Würde beispielsw­eise bei großen Vereinen wie z. B. dem ÖAMTC oder ARBÖ der jährliche Mitglieder­verlust 10.000 betragen, würde man sicher hinterfrag­en, ob das Angebot noch stimmig ist oder die Geschäftsf­ührung versagt hat oder das Marketing nicht mehr zeitgemäß ist?

All diese Fragen muss sich auch die katholisch­e Kirche stellen! Das Angebot ist sicher nicht mehr zeitgemäß – die Liturgie bedarf dringend einer Reform. Man fragt sich z. B.,

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