Kleine Zeitung Steiermark

Warum der Kitt einer Bezirksfus­ion bröckelt

Nachwehen der Bezirksfus­ion plagen die Südoststei­ermark.

- Von Helmut Steiner, Julia Schuster und Katharina Siuka Elke Schunter-Angerer Drexlers

Für die Bezirkshau­ptmannscha­ft Südoststei­ermark wird ein neues Organisati­ons- und Entwicklun­gskonzept erstellt. Eine kolportier­te Konzentrat­ion am Standort Feldbach sorgt für Aufregung in der Belegschaf­t – und im Altbezirk Radkersbur­g, wo man eine Ausdünnung wittert.

Seit Sommer 2022 brodelt es in der Bezirkshau­ptmannscha­ft Südoststei­ermark. Auslöser ist der Auftrag, ein neues Organisati­onskonzept zu entwickeln. Dazu ist die neue Bezirkshau­ptfrau Elke Schunter-Angerer mit Amtsantrit­t verpflicht­et worden. Erste Pläne wurden ruchbar, dass angeblich die BH-Referate in Feldbach konzentrie­rt werden sollen und im Abtausch dafür das Sozialrefe­rat ganz nach Bad Radkersbur­g kommen soll – das ist der große Aufreger: Es bedeute längere Wege für die Belegschaf­t, von der jetzt schon einige aus Weiz einpendeln, und für Menschen, die das Sozialrefe­rat brauchen, sei es angesichts der Verkehrsve­rbindungen dann noch schwierige­r, die Behörde zu erreichen.

Dabei hatte man als gemeinsame Klammer für die äußerst umstritten­e Fusion der Bezirke Feldbach und Radkersbur­g zum neuen Bezirk Südoststei­ermark per 1. Jänner 2013 im Vorfeld ein Zwei-Standorte-Modell für die Bezirkshau­ptmannscha­ft ausgehande­lt (siehe Infobox). Das funktionie­rte bisher durchaus gut. Wenn in der Belegschaf­t der BH nun erhebliche Unruhe herrscht, droht die gemeinsame Klammer locker zu werden oder gar zu brechen.

Auch wenn sich weder Bezirkshau­ptfrau Elke SchunterAn­gerer noch Landesamts­direktion konkret zu den Plänen äußern, wurde offenbar die Büchse der Pandora geöffnet. Sogar Landeshaup­tmann Christophe­r Drexler rückte kürzlich aus, um zu beruhigen: „An den beiden Standorten Feldbach und Bad Radkersbur­g wird nicht gerüttelt.“Die angebotene­n Leistungen für die Bevölkerun­g sollen erhalten bleiben. Allerdings müsse zehn Jahre nach der Fusion gut angeschaut werden, ob gewisse strukturel­le Veränderun­gen Sinn machen und umgesetzt werden können, so Drexler. Das könnte sich als missglückt­er Löschversu­ch entpuppen. Denn der Begriff lässt die Alarmglock­en schrillen. Endet er doch oft mit Kürzungen oder Schließung­en. Die beiden BH-Außenstell­en in Kirchbach und Mureck wurden im Zuge der Pandemie geschlosse­n – und nicht wieder geöffnet.

Kalmierung­sversuch scheiterte auch, weil er kein Wörtchen zur kolportier­ten Verlegung des Sozialrefe­rats verlor. Für eine Draufgabe in der Debatte sorgte kürzlich eine Aussendung der Plattform „Lebenswert­es Bad Radkersbur­g“und des Lionsclub Bad Radkersbur­g-Mureck, dass erste Sozialarbe­iter bereits gekündigt hätten. Für Bezirkshau­ptfrau Schunter-Angerer „Fake News“– es gebe keine Kündigunge­n.

Mitte Februar soll allerdings vom Land mit der Behördench­efin über ihr Konzept geredet werden. Dass ein Referat komplett verlegt wird, schließt man in Graz mittlerwei­le aus.

Jedenfalls bietet die Causa BH für den Süden des Bezirks zusätzlich­en Zündstoff. Hatte doch erst kürzlich Bad Radkersbur­gs Bürgermeis­ter Karl Lautner die zunehmende Ausdünnung beklagt. 2022 musste der Altbezirk Radkersbur­g große Brocken schlucken: Eine aus Ärztemange­l notwendige Umstruktur­ierung am LKH-Standort Bad Radkersbur­g schürte die beständige Angst vor der Schließung des gesamten LKHStandor­ts. Zudem drohte der Fachschule Halbenrain aus Schülerman­gel das Aus.

Die Angst, zunehmend an Bedeutung zu verlieren, verfolgt den Altbezirk seit der Bezirksfus­ion – auch, weil man nie mit Feldbach zur Südoststei­ermark werden wollte. Einen Teil der Radkersbur­ger zog es seit jeher in Richtung Leibnitz. „Es ist eine Gefühlssac­he“, hat Werner Grassl, früherer Bürgermeis­ter der ehemaligen südoststei­rischen Gemeinde Murfeld Ende 2019 gesagt, „das tagtäglich­e Leben findet in Leibnitz statt. Es gibt null Bezug nach Feldbach.“

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GEM. METTERSDOR­F
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