„Sozialer Ausgleich ist eine gute Medizin“
Immer mehr junge Menschen erleben psychische Krisen. Was von öffentlicher Seite getan werden muss, um dagegenzuhalten, und wie Eltern ihren Nachwuchs bestmöglich unterstützen können.
sind Mangelware. „Schon vor der Pandemie gab es etwa im Hinblick auf Psychotherapie lange Wartezeiten. Dieses Problem hat sich durch die Krisen und deren Folgen jetzt noch potenziert“, so Schenk. Einerseits fehle also Versorgung für jene, die sich keinen privaten Therapieplatz leisten können und andererseits gäbe es auch starke regionale Unterschiede. So fehlen im ländlichen Bereich und vor allem auch im Westen Österreichs deutlich mehr kassenfinanzierte Therapieplätze.
Will man die Situation für junge Menschen in psychischen Krisen und mit psychischen Erkrankungen in Österreich verbessern, reiche ein reines Aufstocken dieser Plätze nicht aus: „Hat ein Kind beispielsweise Ängste, müsste man immer auch mit dem Bezugssystem arbeiten – also mit den Eltern und eventuell auch mit den Lehrpersonen“, sagt Wölfl.
Aber was kann man in diesen Zeiten selbst als Elternteil oder erwachsene Vertrauensperson tun, um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlifachliche chen zu unterstützen? „Im Hinblick auf psychische Gesundheit sind Liebe, Zuwendung und Nähe für Kinder essenziell. Eine zugewandte, bedürfnisorientierte und feinfühlige Versorgung von Kindern ist eigentlich überlebensnotwendig“, sagt Wölfl. Auch Schenk betont: „Man sollte immer mit dem Kind in Kontakt bleiben. Ganz egal, wie die Situation gerade ist – auch wenn es Streit gibt oder Ähnliches. Der Nachwuchs muss immer wissen, dass er lieb gehabt wird – auch dann, wenn ein Elternteil gerade gekränkt ist. Wenn das gelingt, ist schon viel erreicht.“
Und: Kinder sollten das Gefühl haben, mit all ihren Sorgen das Gespräch mit den Eltern suchen zu können – vor allem auch dann, wenn sie glauben, etwas falsch gemacht zu haben: „Egal ob Kinder und Jugendliche etwas Schlimmes erlebt haben oder selbst etwas getan haben, das grundsätzlich falsch ist: Sie müssen das Gefühl haben, dass sie den Erwachsenen dennoch davon erzählen können, ohne verurteilt zu werden“, so Wölfl.