Oppositionsführer soll gebrochen werden
Von Arbeitslager gezeichneter Putin-Kritiker kommt in Isolationshaft.
Selbst Triebtäter und Serienkiller, die lebenslang sitzen, hätten Anspruch auf Besuch, kritisierte Alexej Nawalny (46) in einem neuen Facebook-Eintrag seine Haftbedingungen: „Acht Monate hatte ich keinen Besuch. Und gestern erklärte man mir, ich komme in Kammerhaft, für ein halbes Jahr, die Maximalfrist. Dort sind Besuche verboten.“Am meisten quäle ihn, dass man seine Verwandten nicht sehen, nicht mit den geliebten Menschen sprechen könne.
Vor zwei Jahren wurde der russische Oppositionsführer zu zwei Jahren und acht Monaten Straflager verurteilt, wegen angeblich nicht eingehaltener Bewährungsauflagen. Zuvor hatte der Putin-Kritiker nur knapp einen Giftanschlag überlebt. Er kehrte nach seiner Genesung in Deutschland freiwillig nach Moskau zurück, trotz drohender Haft. Nawalnys Schicksal ist zum Drama geworden, eng verknüpft mit Wladimir Putins kriegerischer Geopolitik.
Am Wochenende tauchte ein neues Foto des abgemagerten Häftlings auf.
Sein Anwalt Wadim Kobsew twitterte, sein Klient habe sieben Kilo verloren und schneidende Magenschmerzen, nachdem man einen grippekranken Häftling in seine Zelle verlegt und den infizierten Nawalny dann mit riesigen Dosen medizinisch nutzloser Antibiotika behandelt habe.
Als prominenter Häftling sei Nawalny vor direkter Gewaltanwendung geschützt, „aber dafür wird er viel massiver mit quasi-legalen Methoden unter Druck gesetzt“. Damit wolle man ihn zum Schweigen bringen, Nawalny aber attackiere Putin persönlich weiter, das erzürnt die Lagerleitung nur noch mehr, weil sie als unfähig dastehe.
Vergangenen März wurde Nawalny als mutmaßlicher Betrüger zu weiteren neun Jahren Haft verurteilt, ein Extremismusverfahren läuft noch gegen ihn. Vor dem Hintergrund des eskalierenden Ukraine-Konflikts nehmen die Staatsorgane auch im Fall Nawalny kaum noch Rücksicht auf die Weltöffentlichkeit.