Tierisch unverlässliches Prognosemodell
Phil, das berühmteste Murmeltier der Welt, kam zum 137. Mal aus seinem Baumstumpf, um das Wetter vorherzusagen.
Zehntausende Frühaufsteher sind am Donnerstag in die US-Kleinstadt Punxsutawney im Bundesstaat Pennsylvania gepilgert. Für eine Wettervorhersage, die eigentlich mehr ein Volksfest ist. Dabei sind alle Augen auf das wohl berühmteste Murmeltier der Welt, Punxsutawney Phil, gerichtet.
Jedes Jahr am 2. Februar bekommt ein Tier diesen Namen verliehen und wird auf einer Bühne aus seinem Baumstumpf und der Winterruhe geholt. Sieht Phil dort seinen Schatten, soll der Winter noch sechs Wochen dauern. Sieht er keinen, kommt der Frühling früher.
Was auch immer Phil prognostiziert, der Jubel der Menge ist ihm garantiert. „Phil! Phil! Phil!“-Sprechchöre begleiten das Ritual so sicher wie die elegant und mit schwarzem Hut gekleideten „Handler“, die mit Phil auf der Bühne stehen. „Ich sehe einen Schatten auf meiner Bühne, und egal wie man es misst, es kommen noch sechs Wochen Winterwetter“, las einer der Handler der Menge aus einer Schriftrolle vor (in Vertretung für Phil, der natürlich weder lesen noch sprechen kann).
Auf die Vorhersage sollte man sich nicht verlassen, die Trefferquote des Murmeltiers ist nämlich eher bescheiden. Über die letzten zehn Jahre lag sie lediglich bei 40 Prozent. Aber das spielte gestern wohl nur am Rande eine Rolle – verfügen doch Menschen schon lange über verlässlichere meteorologische Prognosemodelle als Murmeltiere.
In dieser Form fand der „Groundhog Day“(„Murmeltier-Tag“) gestern zum 137. Mal statt. Sein Ursprung ist aber deutlich älter und geht auf eine keltische Tradition aus dem zehnten Jahrhundert zurück. Zunächst wurden dabei nur Kerzen angezündet. Das Ritual wurde später christianisiert und in Deutschland begann das Murmeltier dabei eine Rolle zu spielen. Über Auswanderer gelangte es in die Neue Welt.