In den Pflichtschulen
Wegen stark gestiegener Schülerzahlen: Mittelschulen können aktuell keine Kinder aufnehmen, die Gymnasium abbrechen. Stadtrat Hohensinner baut Druck Richtung Koalition auf.
Es sind Zahlen, die es in sich haben: Im Herbst 2022 haben 2749 Taferlklassler in Graz begonnen, vor fünf Jahren waren es noch 2436. Die Gesamtzahl der Kinder und Jugendlichen, die in Graz eine Volks- oder Mittelschule besuchen, stieg im Vorjahr besonders stark an: Waren es bisher mit jedem Jahrgang rund 250 Kinder mehr in den Pflichtschulen, betrug das Plus dieses Mal 600.
Vor diesem Hintergrund schlägt Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) nun Alarm: „Die Zeit drängt.“Allen voran beim Bau der Mittelschule Smart City. Signale der Koalition, dass das 36-Millionen-Projekt trotz Sparkurs gebaut werde, gibt es, einen Finanzierungsbeschluss im Gemeinderat jedoch noch nicht. „Das entsprechende Stück wird seit Herbst von der Koalition nicht auf die Tagesordnung gesetzt“, so Hohensinner. Kommt es zu weiteren Verzögerungen, wackle der Eröffnungstermin 2025.
Kein „Go“gibt es zudem bis jetzt für ein Planungspaket, mit dem Sanierungen, Ausbauten sowie mögliche neue Schulstandorte auf Schiene gebracht werden sollen. Und ob es das gibt, ist völlig offen: Die Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ lotet ja gerade in einer Budgetklausur aus, welche Projekte trotz neuem 2023er-Sparpaket leistbar sein werden.
Den unerwartet starken Anstieg in den Pflichtschulen führt Hohensinner in erster Linie auf den wieder gestiegenen Zuzug nach Graz zurück. Um das aufzufangen, wurden 2022 drei zusätzliche VS-Klassen am Leopoldinum und eine in der VS Algersdorf eröffnet. „Für weitere Klassen müssten wir Funktionsräume in Beschlag nehmen, die dann zum Beispiel für die Nachmittagsbetreuung fehlen.“
Noch kritischer ist die Situation in den Mittelschulen: „Wir können Kindern, die aus dem
Gymnasium wechseln wollen, derzeit keinen Platz anbieten“, heißt es bei Hohensinner. Zwei zusätzliche Klassen wurden im Herbst in der MS St. Leonhard aufgesperrt, Klassen mit bis zu 29 Schülern sind keine Seltenheit mehr. Etwas Spielraum hat man noch in St. Peter, dann blieben nur noch Containerklassen.
Ein Szenario, das nicht unwahrscheinlich ist: Allein in den vergangenen vier Monaten sind in den ohnehin vollen Mittelschulklassen 50 neue Schüler dazugekommen.
Und bei den Gymnasien? Dort herrscht laut Bildungsdirektion keine Platznot. Man verzeichne einen „Anstieg, wie er durch die demografische Entwicklung der Bevölkerung und Schülerstromanalysen zu erwarten war“, heißt es. Um den generell steigenden Bedarf zu decken, wird mit der AHS-Reininghaus aber nach dreißig Jahren das erste Mal wieder ein komplett neues Gymnasium gegründet und gebaut. Der Bau soll 2024 fertig werden und 36 Klassen Platz bieten.