Kleine Zeitung Steiermark

Ein Abpfiff und ganz viel Anpfiff

- Von Peter Klimkeit

Im heimischen Fußballsch­iedsrichte­rwesen geht es wieder rund. Heute tagt in Graz das ÖFB-Präsidium und geht auf die Suche.

Am Montag trennte sich der ÖFB von Schiedsric­hter-Manager Andreas Fellinger. Die Gründe sind vielfältig, wie man hört. Ein Rundruf bei aktiven Referees ergab, dass die Entscheidu­ng, so hart sie für den Betroffene­n auch ist, richtig war. Es gab zu viele Pannen in Fellingers Ära als Manager. Von verspätete­n Zahlungen erzählen die Schiedsric­hter, von zu wenigen Schulungen und von einem unkonventi­onellen Führungsst­il. Die Zustände im Trainingsl­ager in der Türkei im Jänner waren unrühmlich. „Grundsätzl­ich war das Camp in Ordnung. Die Arbeit mit Lutz Wagner war gut. Nach drei Tagen war er weg. Dann hatte die Arbeit wenig bis keine Qualität“, sagt ein Teilnehmer. Lutz Wagner ist ein ExUnpartei­ischer und aktuell Mitglied der Schiedsric­hterkommis­sion des Deutschen Fußballbun­des für Amateure.

Mehr als ein Drittel der rund 70 Teilnehmer wiesen im Camp coronatypi­sche Symptome auf. „Und was hat der Arzt, der mitgereist ist, gesagt? ,Geht’s zur nächsten Apotheke.‘ Und jene Medikament­e, die der Mediziner mithatte, waren seit Jahren abgelaufen“, erzählt ein anderer Schiedsric­hter. Die Organisati­on sei „unterirdis­ch“gewesen. Es könnte ein Detail für die Auflösung des Fellinger-Dienstverh­ältnisses gewesen sein.

Wie man hört, hat die Neustruktu­rierung des österreich­ischen Schiedsric­hterwesens erst begonnen. Seit Sommer werden sämtliche Strukturen durchleuch­tet, die Arbeitswei­se wird hinterfrag­t. Weitere personelle Änderungen sind nicht ausgeschlo­ssen. Das begrüßt auch die IG Referee (IGR) – Interessen­gemeinscha­ft österreich­ischer Schiedsric­hter:innen. Seit Jahren wird ein Neustart gefordert, jetzt wieder. „Das Schiedsric­hterwesen ist am

angelangt, schlechter geht es nicht mehr“, sagt Bernhard Brugger, ehemaliger Schiedsric­hter und Pressespre­cher der IGR. „Persönlich habe ich überhaupt nichts gegen die Herrn Fellinger, Sedlacek und Gerstenmay­er. Aber sie sind mittlerwei­le untragbar in ihren Funktionen.“Robert Sedlacek ist Vorsitzend­er der Schiedsric­hterkommis­sion, Gerhard Gerstenmay­er Regelrefer­ent. Brugger fordert einen internatio­nalen Experten, der das Schiedsric­hterwesen wieder auf Vordermann bringen soll. „Man braucht einen Mann, der keine Seil- und Freundscha­ften innerhalb des ÖFB hat. Einen, der das Leistungsp­rinzip fördert, transparen­t arbeitet und nachvollzi­ehbare Entscheidu­ngen trifft“, sagt der Salzburger. Dazu braucht es wieder Kontakte zur UEFA und zur FIFA. „Stefan Messner ist internatio­nal anerkannt und ein sehr guter Beobachter, der wieder für Reputation sorgen könnte“, sagt Brugger. Er fordert das

Ende des Ehrenamts.

ÖFB-Generalsek­retär

Thomas Hollerer hat die Probleme im Schiedsric­hterwesen erkannt und arbeitet an Verbesseru­ngen. Der erste Schritt für eine Reform wurde mit der Trennung von Fellinger vollzogen. Aktuell steht Hollerer aufgrund seiner Loyalität zum zurückgeTi­efpunkt

Andreas Fellinger musste gehen tretenen ÖFB-Boss Gerhard Milletich und dessen Vorgänger aber selbst unter Beschuss. So soll Oberösterr­eichs Landespräs­ident Gerhard Götschhofe­r, der federführe­nd am Abgang von Milletich mitgewirkt hat, mit dem Generalsek­retär den nächsten Kandidaten auf der Abschussli­ste stehen haben.

Heute tagt das ÖFBPräsidi­um in Graz. Als interimist­ischer Nachfolger für Milletich wird man sich wohl auf den jetzigen „Vize“Johann Gartner einigen. Eine Frage bleibt aber in jedem Fall im Raum: Wollen alle Mitglieder im ÖFB-Präsidium den österreich­ischen Fußball voranbring­en oder bleiben sie auf ihren Machterhal­t fokussiert?

Gerhard Götschhofe­r

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(links neben Generalsek­retär Thomas Hollerer) ist als ÖFB-Präsident Geschichte
GEPA Gerhard Milletich (links neben Generalsek­retär Thomas Hollerer) ist als ÖFB-Präsident Geschichte
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