Das bessere und bösere „Succession“
„Veni Vidi Vici“: Weltpremiere für abgründige Satire über skrupellose Superreiche.
Milliardärinnen und Milliardäre boomen. Zumindest im Kino und in Serien. Lustig, zynisch, menschenverachtend und skrupellos geht ihr superreiches Leben in Luxus in „Dallas“, „Succession“, „Triangle of Sadness“zugrunde. Daniel Hoesl und Julia Niemann treiben die Abgründe der schwerreichen Bevölkerung noch auf die Spitze.
Im Fokus von „Veni Vidi Vici“steht der Investor Amon Maynard (Laurence Rupp) und seine ältere Frau Viktoria (Ursina Lardi). Sie führen ein schönes, perfektes Leben mit ihren Töchtern. Eine Leihmutterschaft steht im Raum; beide wünschen sich noch ein Kind. Um ihre Spezies zu erhalten.
Die Regierungen stehen Schlange, der Pool reicht bis ins Wohnzimmer. So angenehm ihr Leben ist, so fad mutet es an. Risiko? Null. Deswegen pflegt der Hausherr ein extravagantes Hobby. Er geht zur Jagd. Auf Tiere zielt er nicht, sondern auf Menschen.
Gruselig? Und wie! Die Maynards haben ihr eigenes Rechtssystem. Die Moral wird schon zum Frühstück verspeist, die Macht folgt dem Geld. Obwohl immer mehr Leute vom Hobby des Investors wissen, passiert ihm nichts. Ein kritischer Investigativjournalist wird eingekauft. Über all den demokratischen Grenzverschiebungen glänzen die Gewehr-Schmuckstücke. „Succession“war erst der Anfang.
Zehn Autorinnen und Autoren weist das Programmheft von Leonard Bernsteins Comic Operetta „Candide“aus, da ist Voltaire schon mitgezählt. Dessen „satirische Novelle“von 1759 wollte die amerikanische Theaterautorin Lillian Hellman gemeinsam mit Bernstein in den fünfziger Jahren auf die Broadway-Bühne bringen. Es sollte ihre Abrechnung mit der Verfolgung Linker durch den „Ausschuss gegen antiamerikanische Umtriebe“von Senator McCarthy werden, von der auch Bernstein betroffen war. Von ihrem Entwurf, den Zeitgenossen als „humorlos“abqualifizierten, blieb nach vielen Überarbeitungen in der Letztfassung, die in Wien gespielt wird, kaum etwas übrig.
„Candide“arbeitet sich am Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz ab. Dessen Lehre vereinfacht Voltaire bis zur Lächerlichkeit, um sie dann genüsslich ad absurdum zu führen. Wir leben „in der besten aller Welten“, lehrt Pangloss, das Pendant des Philosophen, seine Schüler. In die reale Welt entlassen, entdecken sie dann Krieg, Erdbeben, Korruption, Prostitution, Mord.