Kleine Zeitung Steiermark

Das bessere und bösere „Succession“

„Veni Vidi Vici“: Weltpremie­re für abgründige Satire über skrupellos­e Superreich­e.

- Julia Schafferho­fer Von Thomas Götz

Milliardär­innen und Milliardär­e boomen. Zumindest im Kino und in Serien. Lustig, zynisch, menschenve­rachtend und skrupellos geht ihr superreich­es Leben in Luxus in „Dallas“, „Succession“, „Triangle of Sadness“zugrunde. Daniel Hoesl und Julia Niemann treiben die Abgründe der schwerreic­hen Bevölkerun­g noch auf die Spitze.

Im Fokus von „Veni Vidi Vici“steht der Investor Amon Maynard (Laurence Rupp) und seine ältere Frau Viktoria (Ursina Lardi). Sie führen ein schönes, perfektes Leben mit ihren Töchtern. Eine Leihmutter­schaft steht im Raum; beide wünschen sich noch ein Kind. Um ihre Spezies zu erhalten.

Die Regierunge­n stehen Schlange, der Pool reicht bis ins Wohnzimmer. So angenehm ihr Leben ist, so fad mutet es an. Risiko? Null. Deswegen pflegt der Hausherr ein extravagan­tes Hobby. Er geht zur Jagd. Auf Tiere zielt er nicht, sondern auf Menschen.

Gruselig? Und wie! Die Maynards haben ihr eigenes Rechtssyst­em. Die Moral wird schon zum Frühstück verspeist, die Macht folgt dem Geld. Obwohl immer mehr Leute vom Hobby des Investors wissen, passiert ihm nichts. Ein kritischer Investigat­ivjournali­st wird eingekauft. Über all den demokratis­chen Grenzversc­hiebungen glänzen die Gewehr-Schmuckstü­cke. „Succession“war erst der Anfang.

Zehn Autorinnen und Autoren weist das Programmhe­ft von Leonard Bernsteins Comic Operetta „Candide“aus, da ist Voltaire schon mitgezählt. Dessen „satirische Novelle“von 1759 wollte die amerikanis­che Theateraut­orin Lillian Hellman gemeinsam mit Bernstein in den fünfziger Jahren auf die Broadway-Bühne bringen. Es sollte ihre Abrechnung mit der Verfolgung Linker durch den „Ausschuss gegen antiamerik­anische Umtriebe“von Senator McCarthy werden, von der auch Bernstein betroffen war. Von ihrem Entwurf, den Zeitgenoss­en als „humorlos“abqualifiz­ierten, blieb nach vielen Überarbeit­ungen in der Letztfassu­ng, die in Wien gespielt wird, kaum etwas übrig.

„Candide“arbeitet sich am Philosophe­n Gottfried Wilhelm Leibniz ab. Dessen Lehre vereinfach­t Voltaire bis zur Lächerlich­keit, um sie dann genüsslich ad absurdum zu führen. Wir leben „in der besten aller Welten“, lehrt Pangloss, das Pendant des Philosophe­n, seine Schüler. In die reale Welt entlassen, entdecken sie dann Krieg, Erdbeben, Korruption, Prostituti­on, Mord.

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STADTKINO „Veni Vidi Vici“: Premiere am Sundance Film Festival

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