Die Hälfte der Ernte ist Schadholz
Klimawandel sorgt für hohe Schäden bei den Bundesforsten. Wirtschaftlich schafft es das Unternehmen, das Beste aus der Problemlage zu machen.
Zuletzt war es Sturm „Zoltan“, der kurz vor Weihnachten die Wälder zerzauste. Die Österreichischen Bundesforste (ÖBF) – sie sind größter Waldbesitzer des Landes – trifft es immer. „Es gibt in ganz Österreich kein anderes Unternehmen, das so von den Ereignissen in der Natur betroffen ist wie wir,“sagt Vorstandschef Georg Schöppl. Er und sein Kollege Andreas Gruber können ein Lied davon singen, welchen Tribut die insgesamt steigende Temperaturkurve durch Stürme, Extremregen oder Dürre fordert. Dass die Waldschäden 2023 mit 32 Millionen Euro „nur“um vier Millionen Euro höher ausfielen als 2022, war Glück. „Das Glück, dass der Frühling sehr regenreich war,“so Schöppl. Sonst hätte das bisher heißeste Jahr in Österreich weit mehr Bäumen das Leben und den Bundesforsten Geld gekostet.
„Der Schadholzanteil hat sich dramatisch nach oben verschoben,“erklärt Schöppl. 55 Prozent waren es 2023, von insgesamt 1,9 Millionen geernteten Festmetern. Die Hotspots der Waldzerstörung blieben das Mölltal und die Obersteiermark. Die Menschen dort kennen die Probleme: Windwürfe, Borkenkäfer, kahle Hänge. 15 bis 20 Jahre dauert das Verwachsen der Narben.
Der Borkenkäfer ist angesichts der Temperaturen längst bis zur Baumgrenze vorgedrungen. Mit inzwischen drei Generationen in einer Saison ist er der Baum-Killer Nummer eins. 730.000 Festmeter Schadholz produzierte er. 216.000 entfallen auf Windwurf. In der Steiermark wurden 445.000 Festmeter geerntet, 80 Prozent davon war Schadholz, von den 145.000 Festmetern
in Kärnten sogar 90 Prozent. Ein Teil davon wurde im Mölltal zu hohen Kosten per Hubschrauber aus Steillagen geholt.
Ab Februar geht der Kampf der Bundesforste gegen den Borkenkäfer weiter. Sieben Millionen Euro kostet nur die Käferbekämpfung mit Lockstoff-Fallen oder 10.000 Fangbäumen, die schnellstens abtransportiert werden. Aufgeforstet wird so, dass der Nachwuchs „klimafit“ist. Hundert Millionen Euro investieren die Bundesforste dafür bis 2030. Technik hilft auch: Die Zahl der
Seilkräne wird auf sechs verdoppelt, um Bäume schneller aus Steillagen holen zu können.
Die Wirtschaftsbilanz kommt in einigen Monaten – mit einem Gewinnplus, so die Vorstände. Die breite Aufstellung mit Immobilien, Energie und Dienstleistungen trägt dazu immer bei. Der Holzpreis mit durchschnittlich über 88 Euro war ausgesprochen gut. Schon jetzt ist die geplante Ernte 2024 weitgehend verkauft. Hoch technisierte Großlager ermöglichen Vorratshaltung, was die Planbarkeit in der Industrie massiv erhöht. Schöppl klopft auf Holz: „Unser Produkt ist inzwischen die Versorgungssicherheit.“