Schwere Vorwürfe gegen Citycom-Chef
Kurz vor dem Hearing machen schwere, anonyme Vorwürfe gegen Bernd Stockinger die Runde.
Wirtschaftlich ist es eine Erfolgsgeschichte. Die Citycom, früher ein Defizitbetrieb innerhalb der Holding Graz, schreibt mittlerweile Jahr für Jahr Gewinn. Die stadteigene IT-Firma hat 2022 1,6 Millionen Euro vor Steuern eingefahren, 1,25 Millionen waren es im Jahr davor. Für 2023 liegt die Bilanz noch nicht vor, ein Plus gilt aber als fix.
Und trotzdem herrscht im Unternehmen massive Unruhe, die nun das Rathaus beschäftigt. In einer anonymen Mail, gerichtet an die halbe Stadtregierung, werden teils massive Vorwürfe gegen Bernd Stockinger erhoben, einen der beiden Geschäftsführer. Es soll sogar Anzeige erstattet worden sein, bei der Staatsanwaltschaft kann man aber keine Ermittlungen bestätigen. Nachprüfen lassen sich die Vorwürfe daher nicht, Stockinger selbst weist sie im Gespräch mit der Kleinen Zeitung allesamt zurück.
Was jedenfalls stimmt: Der Haussegen in der Citycom hängt gehörig schief, die Beziehung zwischen der Geschäftsführung und weiten Teilen der Belegschaft gilt als zerrüttet. Im Vorjahr wurden, angestoßen von Holding-Chef Wolfgang Malik und Betriebsratschef Horst Schachner, sogar externe Berater für ein Mediationsverfahren geholt, um den Bruch zu kitten. Wirklich verbessert hat sich die Situation aber nicht. „Das geht nicht von heute auf morgen“, so Malik. Selbst im offiziellen „Lagebericht für das Geschäftsjahr 2022“ist von einer „erheblichen Personalfluktuation“die Rede. Stockinger sagt: „Das entspricht dem Markt.“Er führt die Differenzen auf eine unterschiedliche Unternehmenskultur zurück. „Wir sind sehr marktorientiert, machen 80 Prozent unseres Geldes am freien Markt.“Das sei für manche Mitarbeiter, „die noch das Stadtwerke-Denken haben“, vielleicht zu viel an Tempo, mutmaßt er.
Dass die anonyme Mail gerade jetzt die Runde macht, ist kein Zufall. Die Verträge von Stockinger und Ulfried Hainzl, dem zweiten Geschäftsführer, laufen aus, dem Vernehmen nach bewerben sich beide um eine Wiederbestellung. Am 2. Februar steht dazu das Hearing an. Und in den nächsten Tagen wird entschieden, welche der Bewerber (nur Männer) man dazu einladen wird.
Was neu ist: Es soll nur mehr ein Posten besetzt werden. Beteiligungsstadtrat Manfred Eber (KPÖ) möchte nur mehr einen hauptberuflichen Geschäftsführer für die Citycom haben, der zweite soll lediglich kontrollierend tätig sein.
Zu den Vorwürfen sagt
Eber, man prüfe das. Und Malik spricht von „einer umkämpften Ausschreibungsphase“und sagt: „Meine Aufgabe ist es, dass die Unternehmenskultur passt. Und das wirtschaftliche Ergebnis.“
Gerald Winter-Pölsler