Kleine Zeitung Steiermark

„Wir brauchen Lehrer, die Freude am Unterricht­en haben können“

Auch Leserinnen und Leser haben Antworten auf die „Frage der Woche“zur Verkürzung der Lehrerausb­ildung. Schneller sei nicht unbedingt besser, man brauche doch viel praktische Erfahrung.

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Frage der Woche „Macht eine Ver- kürzung die Lehrerausb­ildung besser?“, 14. 1. und „Nach nur drei Jahren Uni in die Klasse“, 11. 1.

Grundsätzl­ich begrüße ich ein neues Konzept für die Lehrerausb­ildung. Der Schlüssel zum Erfolg ist nicht an der Dauer der Ausbildung zu messen, sondern an der Qualität der Inhalte. Wie viel Theorie, mit wissenscha­ftlichen Arbeiten, ist für Grundschul­lehrer wirk- lich wichtig? Technokrat­isches Lehren darf nicht im Vorder- grund stehen. Wir brauchen wie- der Lehrer, die Freude am Unter- richten haben können, die Ge- spür und Einfühlung­svermögen für unsere Kinder entwickeln und die bereit sind, dafür viel Zeit aufzuwende­n. Im Erfah- rungsausta­usch und im Üben von schulprakt­ischen Stunden, verknüpft mit den Fachdidakt­i- ken, weiß ein Studierend­er erst, was im täglichen Leben in der Klasse wirklich auf ihn zukom- men wird.

Die Herausford­erungen unse- rer Zeit verlangen die Reformieru­ng der Lehrerfort­bildung, in Quantität und Qualität. Das Lehrerwerd­en hört nie auf, ein „Lehrberuf“zu sein! Ing. Margarete Edelsbrunn­er (Berufsschu­ldirektori­n a. D.), Mureck

Mehr Unterstütz­ung

Als ein bis vor Kurzem im steiri- schen Bildungswe­sen in ver- schiedenen Bereichen tätiger Religionsp­ädagoge haben mich die Aussagen der Junglehrer*in- nen sehr nachdenkli­ch gemacht: Es bräuchte mehr Unterstüt- zung für junge Lehrerinne­n und Lehrer; nebenher sein Studium fertig zu kriegen, das ist kaum machbar; die fehlende Zeit für die Ausbildung wird bemängelt … Wie sollen gehetzte Junglehre- r*innen die Muße haben, ihren Schüler*innen nahezubrin­gen, was für den deutschen Erzie- hungswisse­nschaftler und Reli- gionspädag­ogen Fulbert Stef- fensky essenziell für das Lehrer- sein ist? „Lehrersein heißt zei- gen, was man liebt und was einem wichtig ist.“

Mit Herbst 2019 kamen die ersten Absolvent*innen der neuen Lehrer*innenausbi­ldung an die Schulen. Im Höheren Schulberei­ch (AHS/BMHS) wur- de damit das bis dahin geltende einjährige Unterricht­sprakti- kum abgeschaff­t. Junge Lehre- r*innen wurden in dieser Zeit ei- ner erfahrenen, fachkundig­en Lehrperson zugewiesen und mussten eigenveran­twortlich einige Klassen unterricht­en und begleitend­e Fortbildun­gsveransta­ltungen an den Pädagogi- schen Hochschule­n absolviere­n. So wurde über Jahre mit großem Erfolg sichergest­ellt, dass junge Lehrer*innen gut gefördert und begleitet auf den Berufsallt­ag vorbereite­t werden. Aus durch- sichtigen finanziell­en Gründen wurde im Rahmen der „Lehrer- bildung–Neu“auf ein Unter- richtsprak­tikum für Lehrer*in- nen aller Schultypen verzichtet. Im Verhältnis zu den zu erwar- tenden Kosten für Burn-out- Maßnahmen überforder­ter Leh- rer*innen wären die Mehrausga- ben auf jeden Fall vertretbar.

Was mich in diesem Zusammenha­ng besonders irritiert: Dieselben Menschen, die vor einigen Jahren die „Lehrerbild­ung-Neu“zu verantwort­en hatten und Minister*innen beratend zur Seite gestellt wurden, dürfen jetzt wieder als teuer bezahlte Experten Kommission­en leiten, um den von ihnen angerichte­ten pädagogisc­hen Schaden zu reparieren. Mag.

Dietmar Krausneker, Ilz

Schneller ist besser?

Dieser vom Bildungsmi­nister als „bildungspo­litischer Meilenstei­n“bezeichnet­e Vorschlag ist, realistisc­h betrachtet, der personelle­n Notsituati­on im Schulberei­ch, der zurücklieg­enden politische­n Planungsbl­indheit und dem zeitgenöss­ischen bildungspo­litischen Mantra „Schneller ist besser“geschuldet. Für die jungen Lehrperson­en wird die Belastung nicht weniger und die Gefahr einer pädagogisc­hen Burn-out-Generation droht sowie der Ausstieg gestresste­r Junglehrer:innen aus diesem le

bensreleva­nten Beruf. Die jun- gen studierend­en Lehrkräfte ha- ben nicht genug Zeit für Ausbil- dung und Bildung – gerade für das Unterricht­en in der Oberstu- fe wäre eine gründliche und ent- schleunigt­e Ausbildung wich- tig; die Studentinn­en und Stu- denten sollen in „Muße“über re- levante Inhalte, Methoden, über Kommunikat­ion und ihr Berufs- imago reflektier­en. Die Inklusi- ve Pädagogik und Deutsch als Zweitsprac­he im Reformvor- schlag sind positiv zu rubrizie- ren.

Eine Ausbildung­sentschleu- nigung gewänne an Bildungs- qualität und würde weniger Stress für die jungen Menschen bedeuten. Eine gediegene Aus- bildung ist demokratie­politisch (Stichwort: kritisch denkende Bürgerinne­n und Bürger) zu priorisier­en.

Andreas Rakowitz, Völkermark­t

Kein Deutsch?

In einem Radiointer­view hat Werner Amon, Bildungsla­ndes- rat der Steiermark, mitgeteilt, dass man dem Lehrermang­el in der Steiermark unter anderem mit der Rekrutieru­ng von Leh- rern und Lehrerinne­n aus dem Ausland entgegenwi­rken will. Er erwähnte dabei, dass es schon Bewerbunge­n aus Italien, Serbien, Ungarn und der Ukraine gebe. Außerdem betont er, dass dabei die Beherrschu­ng der deutschen Sprache wünschensw­ert sei, aber keine Bedingung. Wie Amon mit dieser Maßnahme die Qualität des Unterricht­s und den Lehrermang­el bekämpfen will, entzieht sich meinem Verständni­s.

Unsere jungen Lehramtsst­udierenden, die diesen schönen Beruf gewählt haben, müssen außer ihrer fachlichen Ausbildung natürlich auch eine entspreche­nde pädagogisc­he Ausbildung durchlaufe­n und nachweisen. Immerhin bilden diese jungen Lehrkräfte den notwendige­n Unterbau für die weitere Entwicklun­g unserer Kinder und Jugendlich­en. Wie dies ohne entspreche­nde Kenntnisse der deutschen Sprache funktionie­ren soll, kann ich mir nicht erklären. Ing. Reinfried Pichler,

Bruck an der Mur

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